das wichtigste: Terror im Chatroom
Bundesanwalt: Al-Qaida-Helfer ohne direkten Kontakt zu Terroristen. Propaganda im Internet veröffentlicht
KARLSRUHE taz ■ Der Internet-Mudschaheddin aus Georgsmarienhütte war nur ein kleiner Fisch. Wie die Bundesanwaltschaft gestern mitteilte, hatte der am Dienstag festgenommene Iraker Ibrahim R. lediglich in Chatrooms Propagandamaterial von al-Qaida verteilt. Ihm droht nun eine Anklage wegen Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung. Höchststrafe sind bis zu zehn Jahre.
Der schnell als „Ussamas Terror-Bote“ bezeichnet Iraker hatte nach Erkenntnissen der Bundesanwälte keinen direkten Kontakt zu al-Qaida. Die Propagandavideos beschaffte er sich selbständig im Internet. „Solche Videos könnte ich mir auch herunterladen“, sagte Bundesanwalt Rainer Griesbaum, „die Materialien werden im Internet recht offen angeboten, damit jeder, der al-Qaida unterstützen will, sie weiterverbreiten kann.“ Die Propaganda sei für die Organisation so wichtig wie der Terror selbst. Nach Angaben der Fahnder hat R. als Administrator in Chatrooms bis zu 90 Teilnehmer gleichzeitig mit den Videobotschaften konfrontiert. Mindestens 28 derartige Handlungen sind bisher beweisbar. Wer die Chatrooms organisiert und auf welchen Servern die Al-Qaida-Materialien angeboten werden, wissen die Ankläger nicht. Die Fahnder kamen R. auch nicht durch Beobachtung des Internets auf die Spur, sondern durch Überwachung des Irakers, der sich schon an seinem früheren Wohnort in München verdächtig machte. In Niedersachsen war sein Telefon präventiv abgehört worden. Die Auswertung seiner Internetaktivitäten ist langwierig, weil in R.s Chatrooms Arabisch oder kurdischer Dialekt gesprochen wird. CHRISTIAN RATH
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