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Selbstmordanschlag in Touristenstadt

Bei einem Angriff tamilischer Rebellen auf Marineboote im Hafen des sri-lankischen Ortes Galle werden 17 Menschen getötet und 26 verletzt. Singhalesen greifen tamilische Händler an. Internationale Vermittler bereiten neue Friedensgespräche vor

VON BERNARD IMHASLY

Im sri-lankischen Bürgerkrieg folgt derzeit Schlag auf Gegenschlag, obwohl der Waffenstillstand offiziell noch in Kraft ist. Auf das Selbstmordattentat vom Montag, bei dem über 100 Seeleute umkamen, folgten am Dienstag Vergeltungsschläge der Luftwaffe auf Marinestellungen der tamilischen LTTE, die für das Attentat vom Vortag verantwortlich gemacht wurden.

Gestern drangen fünf als Fischkutter getarnte Schnellboote der tamilischen „Sea Tigers“ in den Hafen von Galle ein, fuhren auf Marineboote auf und sprengten sich mit diesen in die Luft. Dabei wurden 17 Menschen getötet und 26 verletzt. Im Laufe des Morgens kam es dann in Vororten von Galle zu Ausschreitungen von singhalesischen Einwohnern, die Geschäfte der tamilischen Minderheit angriffen. Die Polizei verhängte eine Ausgangssperre.

Galle liegt im äußersten Süden der Insel und weit entfernt von den Schauplätzen des Bürgerkriegs im Norden und Osten des Landes. Es ist einer der beliebtesten Touristenorte Sri Lankas. Der gesamte Strandgürtel entlang der West- und Südküste war in früheren Phasen des Bürgerkriegs von Auseinandersetzungen verschont geblieben, ebenso wie die beliebten Stätten buddhistischer Kultur im Zentrum des Landes.

Die Selbstmordattentate der Tamil Tiger von Montag und Mittwoch deuten darauf hin, dass die Rücksichtsnahme auf die Haupteinnahmequelle der Wirtschaft vorbei zu sein scheint. Sie können auch als Indiz gesehen werden, dass die LTTE nach den militärischen Rückschlägen und der Spaltung ihrer Organisation im Osten des Landes mit dem Rücken zur Wand steht.

Der Zeitpunkt der Attentate ist alles andere als zufällig. Er fällt zusammen mit neuen Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft, die nächste Runde der Friedensgespräche vorzubereiten, die in zehn Tagen in Genf beginnen sollen. Der japanische Unterhändler Yasuchi Akashi und der Norweger Jon Hanssen- Bauer sind in Sri Lanka und sollen in den kommenden Tagen auch mit der LTTE-Führung im Norden zusammenkommen.

Ein Zufall war aber das zeitliche Zusammentreffen der Bomben mit einer Entscheidung des Obersten Gerichts in Colombo. Als Antwort auf eine Petition der nationalistischen JVP-Partei erklärte es, der Zusammenschluss der Nord- und Ostprovinzen von 1987 sei ein Verfassungsbruch.

Dieser stellte bisher die Grundlage der Autonomie-Lösungsansätze dar, da er ein zusammenhängendes Gebiet schuf, in dem die Tamilen die größte ethnische Gruppe stellen. Sie würden bei einer einvernehmlichen Lösung zur bestimmenden politischen Kraft.

Das Gericht erklärte, ein solcher Schritt hätte durch ein Referendum abgesegnet werden müssen. Zudem habe die Regierung versäumt, durch die Wahl eines gemeinsamen Provinzrats der Region eine demokratische Struktur zu geben. Es besteht kein Zweifel, dass die LTTE den Verlust der Hälfte ihres Einflussgebiets nicht hinnehmen und als weiteres Zeichen singhalesischer Übermacht deuten wird.

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