: Die indirekte Rede
DEUTSCHE WELLE Vom geplanten Personalabbau beim Auslandsfunk erfuhren Mitarbeiter aus den Medien
Die Deutsche Welle soll grundlegend reformiert werden. Reformbedürftig ist auch ihre interne Kommunikation. Anfang November haben Intendant Erik Bettermann und DW-Direktoren ein Eckpunktepapier entwickelt, das Rationalisierungen vorsieht. Am 4. November sagte Bettermann dem epd, dass bis 2014 Arbeitsplätze „im dreistelligen Bereich“ abgebaut würden.
Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein und traf Beschäftigte unvorbereitet. Das beweist ein internes Papier des Personalrats, das der taz vorliegt: „Über einen geplanten Personalabbau ‚in dreistelliger Höhe‘ erfuhren die DW-Beschäftigten aus der Zeitung. Der Personalrat hält diese Form der internen Kommunikation für nicht angemessen.“ Laut Pressesprecher Johannes Hoffmann war die Gefahr betriebsbedingter Kündigungen hausintern aber bekannt.
Hintergrund sind 18 Eckpunkte, in denen zum Beispiel die Kurzwellenübertragung mit Ausnahme von Afrika beendet wird oder die redaktionelle Präsenz in Südosteuropa gesenkt wird. Zudem sollen Redaktionen künftig trimedial Radio, Fernsehen und Online gleichermaßen beliefern. Grund für die Rationalisierung seien finanzielle Probleme und die weltweit veränderte Mediennutzung, vor allem durch das Internet, so Hoffmann. Das Budget für 2011 werde wahrscheinlich von den Sparmaßnahmern der Regierung getroffen. Die Entscheidung darüber wird für Ende des Jahres erwartet.
„Die Stimmung ist unterirdisch“, hieß es gestern aus Mitarbeiterkreisen. Nicht nur wegen der missglückten Kommunikation, auch wegen der Reform. „Offiziell wird zwar keine der 30 Sprachen der Deutschen Welle eingestellt, de facto läuft es aber darauf hinaus“, so Mitarbeiter. Auch in der internen Personalratsmitteilung heißt es: „Die entscheidenden Fragen lässt das Papier unbeantwortet. So wird nicht klar, welche Einsparpotentiale die Geschäftsleitung in den einzelnen ‚Eckpunkten‘ sieht.“
Sprecher Hoffmann betont hingegen, „dass das Eckpunktepapier noch keine detaillierten Maßnahmen festlegt, sondern eine Richtungsentscheidung formuliert“. Doch entgegen dem Intendanten will er keine konkreten Zahlen zum Stellenabbau nennen. Fest steht aber, dass sich Erik Bettermann von seinem jahrelangen Versprechen löst, dass es in seiner Amtszeit keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde. Diana Aust
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