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Ein Fach, das zu erobern lohnt

GENDER Sportjournalismus dominieren Männer. Das muss anders werden

VON ANDREAS RÜTTENAUER

Was haben sie geschwärmt, die Kollegen! War aber auch ein irres Tor, das Garreth Bale im Finale um den spanischen Fußballpokal für Real Madrid geschossen hat. Mit ihnen hat der Engländer die halbe Fußballwelt ins Schwärmen gebracht.

Aber wer waren sie eigentlich, die uns da in den Gazetten das Bewundern gelehrt haben? Männer waren es. Wenn es um Sport geht, sind es meist Männer, die uns erklären, was wir denken sollen. Kerle waren es, die uns gesagt haben, dass Bale ein Jahrhunderttor geschossen hat. Es sind Männer, die für uns entscheiden, was ganz groß ist im Sport. Wir scheinen uns damit abgefunden zu haben. Warum eigentlich?

Der Sportteil ist die ganze Zeitung im Kleinen, so sagen Sportreporter oft. Da gibt es die Reportagen aus dem kriminellen Milieu, in dem sich verdorbene Radsportler tummeln. Oder die trockene politische Analyse, in der festgestellt wird, dass sich Sportorganisationen wie die Fifa oder das IOC zu Propagandagehilfen finsterer Staatenlenker machen. Wenn die Sportverbände die Politik regelrecht erpressen und Steuerfreiheit für ihre irrwitzigen Geschäfte fordern, schreit das nach einem glasklaren Kommentar. Und wer beschreiben will, warum der Ballbesitzfußball einfach schöner ist als der Balleroberungsfußball, darf ruhig in die feuilletonistische Kiste greifen und in diesem Zusammenhang von Freiheit, Solidarität und Befreiungskampf schreiben. Einfach ein Tor zu beschreiben ist natürlich genauso erlaubt, wie über die Frisur, die Tattoos eines Fußballers zu rätseln und die gesellschaftliche Bedeutung dieser Äußerlichkeiten zu wägen. Das alles ist Sportjournalismus! Was für ein Beruf! Doch weshalb entscheiden sich so wenige Frauen, ihn zu ergreifen?

Zehn Prozent der Mitglieder im Verband Deutscher Sportjournalisten sind weiblich. Eine erschütternde Zahl. Nicht einmal eine Tendenz zum Besseren ist zu erkennen. Vor zehn Jahren lag der Anteil ebenso niedrig. Wundern wird das niemanden, der nach einem wichtigen Länderspiel der Fußballnationalmannschaft der Männer schon einmal den Pressekonferenzraum betreten hat. Beinahe nur Mannsbilder! Einige von ihnen sind Männer, die die Nähe zu ihren Stars, die sie selbst so verehren, genießen, andere sind Fachleute, die mit Spielsystemen jonglieren, und ganz wenige sind Frauen, die spüren, wie sich die Blicke der Heteromänner auf sie richten, sobald sie den Raum betreten.

Die Frauen, die sich durchgesetzt haben im Männergeschäft Sportjournalismus, können damit umgehen. Eine von ihnen ist Karin Bühler, Sportredakteurin bei der Berliner Zeitung. Sie erinnert sich nur allzu gut an ihre ersten Einsätze im unterklassigen Männerfußball. Lange hatte sie das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden.

Zehn Prozent! Auch die taz hat eine derart niederschmetternde Zahl zu bieten. taz-Redakteur Sebastian Heiser hat zusammen mit den Kolleginnen Svenja Bednarczyk und Julia Neumann vier Wochen lang unsere Zeitung ausgewertet. 1.501 Artikel haben sie gescannt und dabei festgestellt, dass im Sportteil nur 10,71 Prozent der Artikel von Frauen geschrieben wurden, was weit unter dem taz-Durchschnitt von 35,5 Prozent liegt.

Schnell lag ein Vorwurf in der Luft. Wenn die Sportredaktion, die eh nur aus Männern besteht, nur Männer beauftragt, dann kann es eine Frau ja gar nie in die Sportredaktion schaffen. Stimmt, Autorinnenpflege haben wir nie so recht betrieben auf den Seiten der „Leibesübungen“, und auch als der DFB angekündigt hat, bei der Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland jeden Akkreditierungswunsch zu erfüllen, sind wir nicht auf die sportinteressierten Redakteurinnen im Haus zugegangen. Offenbar war auch Frauenfußball für uns Männersache.

Natürlich haben wir immer Gründe gefunden für die magere Autorinnenpräsenz auf den Sportseiten. Es seien zu wenige Frauen auf dem Markt, fanden wir. Ganz falsch ist das nicht. „Die Medienakademie“, eine Ausbildungeinrichtung für JournalistInnen, hat in den vergangenen zehn Jahren 167 AbsolventInnen im Fach Sportjournalismus auf den Arbeitsmarkt entlassen. Und wahr ist: Nur 26 unter ihnen waren Frauen.

Wie gut, dass es die taz Panter Stiftung gibt. Die hat in Zusammenarbeit mit erfahrenen Radakteuren der taz schon einige Workshops für NachwuchsjournalistInnen veranstaltet. Etliche der TeilnehmerInnen sind darüber zu MitarbeiterInnen der Redaktion geworden. Wir hoffen schon bald, einen Workshop für junge Frauen veranstalten zu können, die für Journalismus im Sport brennen. Und noch viel mehr hoffen wir, dass etliche der Teilnehmerinnen bald schon regelmäßig für uns schreiben werden.

Andreas Rüttenauer, 46, seit Neuestem Chefredakteur der taz, weiß, wovon er spricht: Acht Jahre war er passionierter Redakteur im Ressort „Leibesübungen“.

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