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Mit Goethe in den Orbit

Der ungarisch-US-amerikanische Computerspezialist Charles Simonyi will als Weltraumtourist zur ISS

Er will der „first nerd in space“ sein: Charles Simonyi, ehemaliger Microsoft-Softwareentwickler, soll im kommenden März an Bord einer russischen „Sojus“-Kapsel zur internationalen Weltraumstation ISS fliegen. Bevor es losgeht, muss der selbsternannte Computerfreak allerdings noch ein etwa viermonatiges Trainingsprogramm im Kosmonautenkomplex des russischen Sternenstädtchens in der Nähe Moskaus absolvieren. Insgesamt soll sein Abstecher ins All zehn Tage dauern – und 25 Millionen Dollar kosten. Für den gebürtigen Ungarn ist das aber wohl nur ein besseres Taschengeld, taucht er doch in der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt mit einem Gesamtvermögen von rund einer Milliarde Dollar auf. Und für die Erfüllung eines Kindheitstraumes, das sei dieser Flug für Simonyi nämlich, kann man das ja schon mal ausgeben.

Nach Dennis Tito (2001), Mark Shuttleworth (2002), Greg Olsen (2005) und der soeben erst aus dem Orbit zurückgekehrten iranisch-US-amerikanischen Geschäftsfrau Anousheh Ansari wäre Simonyi der fünfte so genannte Weltraumtourist. 1948 in Budapest geboren, lernte er bei seinem Job als Nachtwächter in einem Computerlabor von einem Mitarbeiter das Programmieren. 1966 wurde er aufgrund seiner außerordentlichen mathematischen Fähigkeiten ans dänische Rechenzentrum nach Åarhus geholt. Zwei Jahre später emigrierte er in die USA, wo er als Statistikspezialist an der Universität von Berkeley unterrichtete. 1981 wurde er von Bill Gates zu Microsoft gelotst. Hier entwickelte er im Brainpool des Softwaregiganten die Office-Programme Word und Excel.

Ganz der Nerd, als den er sich bezeichnet, will Charles Simonyi „die ganze Welt, vor allem die Kinder“ über einen Blog (www.charlesinspace.com) an seinen Erlebnissen im All teilhaben lassen. Über 2.000 Flugstunden hat der Hobbypilot schon in seinem Hubschrauberpass verbucht – Bauchschmerzen sollten der Berichterstattung also nicht im Wege stehen. Und auch für die Bildung hat Simonyi ein Herz: Mit Goethes Faust will er die Minibibliothek der ISS aufrüsten. Passt ja, denn Heinrich war irgendwie auch ein Nerd.

DANIEL MÜLLER

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