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JOHANN SCHWENN, NEUER KACHELMANN-VERTEIDIGEREin Pfau in schwarzer Robe

Johann Schwenn

■ 63, ist Strafverteidiger in Hamburg und als Promi-Anwalt bekannt. Sein aktueller Mandant heißtJörg Kachelmann.

Wenn Johann Schwenn den Gerichtsaal betritt, den Rollkoffer im Schlepp und gern – der ungeteilten Aufmerksamkeit wegen – ein wenig verspätet, betritt er nur eine, seine Bühne. Er ist der Star, der Star-Anwalt, und das lässt er spüren. Spitzzüngig, süffisant, sein Spiel mit gegnerischen Rechtsbeiständen und Staatsanwälten treibend, Plädoyers eher in Richtung der Medienvertreter haltend, als Aug in Aug mit den Richtern. Ein Pfau in schwarzer Robe, eitel bis zum Abwinken und überzeugt vor allem von sich selber.

Johannes Schwenn kann es sich leisten. Dass er einer der besten Strafverteidiger ist, glaubt nicht nur er, das meinen auch die meisten seiner Kollegen. Und auch Jörg Kachelmann, Wetterfrosch unter Vergewaltigungsverdacht, ist offenbar derselben Meinung. Er wechselte seine Verteidigung gestern aus, engagierte Schwenn, auf dass der renommierte Anwalt ihn durch das Strafverfahren boxe.

Seit 33 Jahren ist der 63-jährige Schwenn als Anwalt tätig. Ein Praktikum im Irrenhaus sei es gewesen, das ihm den Job des Verteidigers schmackhaft machte. Als Pflegekraft habe er dort gleichgültige Juristen herein- und herausspazieren sehen, wollte es besser machen. Darauf beruft Schwenn sich, wenn er hin und wieder Gratismandate übernimmt. Eigentlich aber ist seine am noblen Elbufer gelegene Kanzlei „Schwenn & Krüger“ eine von denen, die man sich erst mal leisten können muss.

„Er ficht nicht für eine Ideologie. Da wo er steht, ist das Recht“, befand Die Zeit schon 1998. Da vertrat Schwenn gerade Jan-Philip Reemtsma, Millionen-Erbe und Entführungsopfer. In der Liste ehemaliger Klienten finden sich zudem Marion Gräfin Dönhoff, Ex-Terrorist Peter-Jürgen Boock, Wolf Biermann, Gregor Gysi und Barbara Wussow.

Auch Radprofi Jan Ullrich stand Schwenn in dessen Doping-Prozess zur Seite, im Scheinehe-Verfahren gegen den früheren Hamburger SPD-Sprecher Bülent Ciflik vertrat er die zur Kronzeugin avancierte Mitangeklagte Nicole D. Eine Mandantenkartei mit einer roten Linie: der Garantie auf Medienrummel. Das Verfahren gegen Kachelmann fügt sich da nahtlos ein. MARCO CARINI

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