: Der Chef sind wir
Das Umweltzentrum in Bramfeld wird umgestaltet und bekommt einen neuen Träger: Das Sagen hat dort künftig die Umweltbehörde, die den Vertrag mit dem BUND als Träger nicht verlängern wollte
von Klaus Irler
Betrachtet man das Programmheft des Umweltzentrums in Bramfeld, dann wirkt alles ganz friedlich. Weihnachtsbacken mit Ökoprodukten gab es am Samstag, im neuen Jahr folgt ein Dia-Vortrag zu den Aktivitäten der Imker im Hamburger Umweltzentrum. Der Imkerverein Hamburg-Bramfeld nämlich ist im Hofensemble des ehemaligen Staatsgutes Karlshöhe genauso zu Hause wie beispielsweise der Botanische Verein.
Organisiert wird das Umweltzentrum vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Doch damit ist ab 1.1.2007 Schluss: Umweltsenator Michael Freytag (CDU) hat den Vertrag mit dem BUND gekündigt und die Trägerschaft neu ausgeschrieben (taz berichtete). Ergebnis ist, dass Freytags Behörde das Umweltzentrum in Zukunft selbst betreiben wird unter dem Namen „Umwelterlebnispark Karlshöhe“. Wobei die Besucherzahlen von derzeit 30.000 auf 90.000 Besucher gesteigert werden soll.
Als zentrale Neuerung ist geplant, das bislang ungenutzte Stallgebäude zu sanieren. Dort sollen wechselnde Ausstellungen gezeigt werden, die beispielsweise mit Touch-Screens auf moderne Erlebnispädagogik setzen. Im Erdgeschoss soll ein Bistro eingerichtet werden, außerdem plant man einen Seminarraum, eine Kinderwerkstatt und neue Naturerlebnisstationen im Park. Drei Millionen Euro habe man dafür momentan zur Verfügung, sagt Behörden-Sprecher Volker Dumann: 1,5 Millionen kommen aus dem Sonderinvestitionshaushalt der Stadt, 500.000 Euro von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und eine Million würden Sponsoren beisteuern. Letztere kämen aus dem Energiebereich und der Mineralölwirtschaft, sagt Senator Freytag. Wer genau sponsern wird, will der Senator noch nicht sagen.
Kritik an den Plänen des Senats hat Christian Maaß, der umweltpolitische Sprecher der GAL: „Die Rück-Verstaatlichung von Karlshöhe ist eine teure Notlösung, weil die bisherigen Pläne weder ausreichend Sponsoren noch Projektträger überzeugen konnten.“ Außerdem möchte sich Maaß „nicht vorstellen, wie eine Ausstellung zum Klimaschutz aussieht, die von Esso und Vattenfall bezahlt wird.“
So geht es auch dem BUND, wobei der als abgesetzter Träger noch andere Magenschmerzen mit dem Vorgang hat. Die Neuausschreibung der Trägerschaft habe damit zu tun, dass der CDU-Senat den BUND als unbequemen Träger loswerden wollte, sagt BUND-Sprecher Paul Schmid. „Das ist aus der Behörde durchgesickert.“
Trotzdem hat sich der BUND an der Ausschreibung mit einer „kritischen, aber auch konstruktiven Bewerbung beteiligt“, sagt Schmid. Kritisch deshalb, da der Senat ursprünglich 140.000 Besucher in Bramfeld haben wollte – der BUND aber erachtete das entsprechend erhöhte Verkehrsaufkommen bei der gegenwärtigen Infrastruktur als nicht verträglich für den Stadtteil. Abgesehen von der Besucherzahl habe es nur unwesentliche Unterschiede gegeben zwischen dem Konzept des BUND und dem, was der Senat jetzt vorhat.
Der BUND reichte sein Konzept ein und erwartete bis Ende November eine Zu- oder Absage von der Behörde, um eine Planungsgrundlage zu haben für 2007. Gekommen aber ist nichts: „Die Behörde hat die Kommunikation mit dem BUND faktisch verweigert“, sagt Schmid. Ende November zog der BUND deshalb seine Bewerbung zurück.
Dass die Behörde im November schwieg, begründet Sprecher Dumann damit, dass es sehr schwierig gewesen sei, die „einzelnen Bewerbungen im Detail zu beurteilen. Um allen gerecht zu werden, haben wir uns besonders viel Zeit gelassen.“ Außerdem sei die Neuausschreibung keine politische Entscheidung gegen den BUND gewesen. „Karlshöhe ist ein hochinteressantes Areal, das wir weiterentwickeln wollten. Das Konzept des BUND ist uns da nicht weit genug gegangen.“
Der bisherige Leiter Dieter Ohnesorge werde übernommen, sagt Dumann, und auch die Vereine könnten bleiben. Und das nächste Programmheft erscheine im Frühjahr.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen