daniel ljuboja und die ailton-folgeerscheinungen: Ein Tor für Thomas
„Nun mal Butter bei die Fische. Schuld an der Misere ist doch dieser Ailton“, schimpfte HSV-Fan Dieter letzte Woche am Bratwurststand. „Hätte der damals getroffen, würde hier und heute nicht einer wie Ljuboja über seine eigenen Beine stolpern.“
Ailton verfehlte am 34. Spieltag der letzten Saison frei stehend das leere Tor gegen Werder Bremen. Die Folgen: Der HSV verlor nicht nur das Spiel, er verpasste die direkte Qualifikation für die Champions League. Die HSV-Führungsspieler heuerten daraufhin in München oder London an. Und der Verein hatte keine Argumente mehr, um Topstürmer nach Hamburg zu locken. Stattdessen wurde Stürmer-B-Prominenz verpflichtet: Boubacar Sanogo und Paolo Guerrero, zuletzt Danijel Ljuboja.
Der Serbe war beim VfB Stuttgart in Ungnade gefallen, nachdem er eine Verdopplung seines Gehalts gefordert hatte. Die Stuttgarter Leihgabe wurde von den HSV-Fans daher äußerst kritisch beäugt. Auch als Ljuboja, der eher als hängende Spitze denn als Strafraumstürmer gilt, in den ersten Spielen ein großes Kämpferherz zeigte und Tore schoss, blieb die Skepsis: Von einer Fußballdiva mit Söldnermentalität war die Rede. Von einem, der sich im Erfolg sonnt und in brisanten Situationen kontraproduktiv in die Öffentlichkeit drängt.
Am Samstag in Aachen offenbarte Ljuboja aber ein anderes Gesicht: Der Stürmer schmorte 69 Minuten auf der Bank, traf dann aber, sieben Minuten nach seiner Einwechslung, zum zwischenzeitlichen 3:1 für den HSV. Statt Selbstbeweihräucherung vor der Fankurve folgte der Sprint zur Außenlinie, wo er in die Arme von Trainer Thomas Doll fällt.
Dass es letztlich doch nicht zu einem Sieg reichte, lag natürlich wieder an Ailton. Wir erinnern uns: Wegen dessen Fehlschuss, ging Daniel van Buyten zu den Bayern und Vincent Kompany wurde verpflichtet. Da dieser aber dauerverletzt ist, spielt nun Bastian Reinhardt im Abwehrzentrum. Und der trifft in Aachen mit einem herrlichen Flugkopfball in der 90. Minuten ins Tor – leider ins eigene zum 3:3 Endstand. ANDREAS BOCK
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