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US-Angebot an Nordkorea

Washington bietet im Atomstreit Sicherheitsgarantien und Hilfeleistungen an

PEKING taz ■ Bei den Sechser-Gesprächen über das nordkoreanische Atomprogramm haben USA am Dienstagabend eine Reihe von konkreten Angeboten unterbreitet. So erklärte sich US-Chefunterhändler Christopher Hill bereit, Nordkorea Sicherheitsgarantien und Hilfeleistungen zu gewähren.

Der südkoreanische Delegationsleiter Chun Yung Woo bestätigte einen entsprechenden Bericht der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap: „Die USA haben ein offizielles und detailliertes Angebot formuliert“, so Chun. Nach einem Vier-Punkte-Programm ist Washington bereit, Nordkorea nicht militärisch anzugreifen. Dafür soll Pjöngjang auf seinen einzigen Atomreaktor verzichten, der Plutonium produzieren kann. Wenn Nordkorea dem zustimme und Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) ins Land lasse, könne das Land seinen „guten Willen“ zeigen, so Chun weiter. In weiteren Schritten erklärten sich die USA zu wirtschaftlicher und humanitärer Hilfe bereit. Sie wollen „echte Diskussionen“ anregen.

Der Chef der nordkoreanischen Delegation, Kim Kye Gwan, blieb eine direkte Reaktion zunächst schuldig. Sein Land werde nur einem der Punkte zustimmen, sollte tatsächlich etwas Bewegung in die Gespräche kommen, sagte er, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Die Runde, an der die beiden Koreas, die USA, China, Japan und Russland teilnehmen, wurde 2002 ins Leben gerufen und hat seitdem keine Fortschritte gebracht. Entsprechend gereizt gingen beide Seiten in die Gespräche in Peking, die Montag begannen. Hill beschwerte sich, etwa dass es in den ersten Tagen „zu viele Verzögerungen gegeben“ habe.Und Kim zeigte sich zu Beginn der Gespräche „wenig zuversichtlich“. Zunächst müssten die USA ihre „feindselige Politik“ seinem Land gegenüber aufgeben. Er spielte damit auf einen Vorfall im November vergangenen Jahres an. Damals fror die Banco Delta Asia (BDA) aus Macao auf Druck Washingtons Auslandskonten Nordkoreas an. Es bestünde der „dringende Verdacht“ auf Geldwäsche und Geldfälschung, hieß es aus dem Weißen Haus. Auch darüber wird in Peking derzeit geredet.

Daher kommt das Angebot überraschend. In der vorsichtigen Sprache der Diplomatie verlangt es zunächst nur die Einstellung der Atomanlage in Yongbyon. Der vollständige Abbau des Atomprogramms könne sukzessive diskutiert werden, mit weiteren verlockenden Angeboten. So könne etwa mit Öllieferungen, dem Bau eines Leichtwasserreaktors und Nahrungsmittellieferungen das stalinistische Nordkorea stabilisiert werden. Und Nahrungsmittel kann das Land gut gebrauchen, musste sich das chronisch unterernährte Volk doch „seine“ Atombombe regelrecht vom Munde absparen. BABAK TAVASSOLIE

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