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DEUTSCHE ELTERN GEBEN ERSTAUNLICH VIEL GELD FÜR GESCHENKE AUSWeihnachten, ein Rollenspiel

Während allerorten das Weihnachtsgeld und sonstige Lohnzuschläge abgebaut werden, passiert bei den Geschenken genau das Gegenteil. Im Durchschnitt erhalten Kinder in diesem Jahr allein von ihren Eltern Präsente im Wert von 357 Euro, sagt das Statistische Bundesamt: Das ist eine Steigerung um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sind die Ausgaben für die Geschenke ein Zeichen dafür, dass es aufwärts geht in Deutschland?

Die Antwort lautet: Nein. Weihnachten war immer auch ein Fest der Übertreibungen, des So-tun-als-ob. Deswegen wirken die 357 Euro pro Kind auch nur auf den ersten Blick monströs. „357 Euro! Schenken wir da vielleicht zu wenig?“, werden sich manche Eltern beklommen fragen. Gehören wir schon zur Unterschicht, nur weil unsere Kinder weniger teure Präsente bekommen? So lässt sich natürlich der Weihnachtsstress verstärken.

Dabei handelt es sich um eine Durchschnittszahl, ermittelt unter 1.000 Müttern. Den Wert nach oben getrieben haben dürften dabei elektronische Geräte – beispielsweise die Neuentwicklungen des iPod, ein elektronischer Musikspeicher im Miniformat, dessen neueste Modelle über 200 Euro kosten. Die Ausgaben für Teenager sind denn auch mehr als doppelt so hoch wie die Ausgaben für ein Kleinkind. Auch sagt die Zahl nichts darüber aus, ob das neue Schlafsofa für die Tochter oder das längst fällige Fahrrad für den Sohn als Weihnachtsgeschenk gewertet wird. Was Wohlhabende als nötige Anschaffung unterm Jahr bezahlen, verschenken weniger gut verdienende Eltern zu Weihnachten. Vielleicht geht die Schere zwischen dem sparsamsten und dem ausgebefreudigsten Viertel der Mütter auch deswegen erstaunlich gering auseinander: Selbst das ärmste Viertel der befragten Mütter gibt für einen Teenager im Schnitt noch 362 Euro an Weihnachten aus.

Wer aber angesichts der hohen „Weihnachtsausgaben“ nur die Dekadenz unsrer Konsumgesellschaft beklagen will, sollte erst mal tief durchatmen. Das Schenken ist Statussymbol, Rollenspiel, soziales Handeln. Das Christfest war schon immer eine Illusion. Für Ärmere und Reichere. Auch jetzt wieder für ein paar Tage Weihnachten zu spielen – daran ist nichts Schlechtes. BARBARA DRIBBUSCH

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