Armut & Reichtum
: Zeitgeist ist, wer trotzdem lacht

Sie können es nicht mehr hören? Es langweilt Sie, zum Jahresausklang schon wieder mit Feiertagsreden über die „Schere zwischen Arm und Reich“ behelligt zu werden? Sie wünschten sich, dass auch die nächste Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ausgetragen wird? Dann entsprechenden Sie dem, was wohl der Zeitgeist genannt werden muss.

Kommentarvon Elke Spanner

Arbeitslosen wird nicht mehr nur die Verantwortung für ihre Armut, sondern auch die Schuld dafür zugeschoben. Der Weg aus dem Land der Depression soll nicht länger über die Beseitigung der Ursachen führen, sondern über das alte Sprichwort: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

2006 hat weniger einen gesellschaftlichen Umschwung gebracht als ein gesellschaftliches Umdenken. Erwerbslose sollen sich über einen Ein-Euro-Job freuen, denn der ist besser, als zu Hause zu sitzen. Und über unterbezahlte und befristete Arbeit, andere haben schließlich gar keine. Immer mehr Hartz IV-Empfänger gehen zum Essen in Suppenküchen, die Vermögenssteuer für Reiche aber bleibt tabu.

Sie sind auch dieses Gegenrechnen leid? Warum eigentlich? Bücherhallen werden geschlossen, dafür wird die Elbphilharmonie gebaut. Schulen haben kaum mehr Sozialarbeiter, Hamburg hat dafür ein Marinemuseum. Das sind Fakten.

Und die ändern sich nicht durch Fußballturniere.