: Wahlkampf – und nu?
WERBUNG Die CDU präsentiert ihre Wahlkampagne ohne ihren Bürgermeister und Spitzenkandidaten Christoph Ahlhaus. Der hatte Wichtigeres zu tun
GREGOR JAECKE, CDU
Das entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Da steht der smarte CDU-Landesgeschäftsführer Gregor Jaecke ganz allein vor den Hamburger Rathausjournalisten in der Parteizentrale am noblen Leinpfad in Winterhude. Nein, Spitzenkandidat Christoph Ahlhaus sei „wohl auf einem Wochenmarkt“, erklärt er auf Nachfragen zögerlich, und Parteichef Frank Schira „ist auch im Wahlkampf unterwegs“. Wo genau, wisse er jetzt auch nicht, jedenfalls seien beide nicht hier, um die Wahlkampagne jener Hamburger Partei zu präsentieren, die seit mehr als neun Jahren in der Hansestadt regiert. So recht glauben offenbar die eigenen Spitzenleute nicht mehr daran, dass sie nach der Neuwahl zur Bürgerschaft am 20. Februar weiter regieren dürfen.
Und so überlassen Ahlhaus und Schira es ihrem wackeren Wahlkampfmanager, die Kampagne vorzustellen. „Gerade jetzt CDU“ lautet der Slogan, der die WählerInnen aufrütteln soll, doch er klingt ein wenig wie „Trotz allem CDU“.
Vor Schulchaos und City-Maut warnen die Plakate, die jetzt in Hamburg aufgestellt wurden, denn beides bekäme, wer SPD oder GAL wähle. Das Votum für die CDU jedoch sei eine Stimme „für starke Schulen, starke Wirtschaft, starke Polizei“.
500.000 Euro hat die CDU für ihren Wahlkampf veranschlagt. Das ist rund eine Million Euro weniger als noch bei der Bürgerschaftswahl 2008. Neben der Printwerbung will sich die Partei zudem stärker im Internet präsentieren. „Das war in der Vergangenheit nicht unbedingt eine Stärke der CDU“, sagt Jaecke und verweist darauf, dass die Aufholjagd begonnen habe: „Heute Morgen hatten wir bei Facebook schon 1.134 Klicks, die SPD erst 1.090.“
Ole von Beust werde nur ein Mal in den Wahlkampf eingreifen, sagt Jaecke. Auf der Abschlusskundgebung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am 17. Februar werde der Ex-Bürgermeister auftreten. Dass der am Donnerstag in einem Radiointerview die konservative Neuausrichtung der Hamburger CDU skeptisch beurteilt hatte, wertet Jaecke als „persönliche Meinung“.
Die Abkehr seiner Partei von der bisherigen liberalen Großstadtpolitik hatte von Beust als „nicht erfolgversprechend“ kritisiert: „Sich auf den eigenen Kern zu reduzieren, wird einem vermutlich in Wahlen die Sache nicht erleichtern.“
Aber vielleicht hilft stattdessen der Hanse-Union das zentrale Großplakat „zu unserem Schwerpunktthema Innere Sicherheit“, so Jaecke weiter. Es zeigt Noch-Bürgermeister Ahlhaus neben dem Spruch „Kriminalität minus 25 % – und nu?“. Gute Frage. SVEN-MICHAEL VEIT
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