ORTSTERMIN: DIE ERÖFFNUNG DES CITY-STORES IN ALTONA: Ikea und seine Gegner
Fast im Sekundentakt tritt die Kundschaft durch den Eingang der neuen Ikea-Filiale in Altona. Eine junge Frau mit gelb-blau gestreiftem Poloshirt drückt einem nach dem anderen eine der blauen Tüten und ein Info-Faltblatt zur Orientierung im City-Store in die Hand. „Die gibt es heute gratis“, sagt sie. „Es ist ja Eröffnung.“
Ein paar Schritte weiter um die Ecke hält ein Pärchen vor einer Werbetafel, die „ein komplettes Wohnzimmer für unter 600 Euro“ verspricht. Sie läuft hinein und tippt mit den Zeigefinger auf eine Schiene, die in eine Trennwand gebohrt, ein Rennrad trägt. „Das ist nichts für Hamburger“, sagt ein Kunde im Vorbeigehen. „Wenn es regnet, tropft das nur runter und man saut sich die Wohnung ein.“ Die Wand gegenüber dekorieren LP’s der Ramones, die an Hosenbügeln hängen.
Auf dem 18.000 Quadratmetern Verkaufsfläche bringt der schwedische Möbelkonzern hier sein Sortiment an die kauffreudige Kundschaft. Dass man beim Ikea-Einkauf auf der Hut sein muss, bemerkte FSK-Radioreporter Werner Pomrehn. Im Glauben, im Erdgeschoss ein Paar Puschen zum Schnäppchenpreis ergattert zu haben, bekam er an der Kasse die Quittung – das Kleingedruckte hatte er übersehen: Angebote gelten nur mit Ikea-Family-Card.
Vom befürchteten Verkehrschaos war am ersten Tag kaum etwas zu spüren. Am Transportschalter herrschte gähnende Leere und auch im Parkhaus waren noch viele Plätze frei. Dennoch bleiben die Ikea-Gegner skeptisch. Draußen vor der Tür haben sie sich am frühen Nachmittag zum Punker-Frühstück auf den Boden gesetzt. Lange blieben sie dort aber nicht. Polizeibeamte erteilten Platzverweise und schickten sie weg. „Sie stören den Betrieb und sind eine Belästigung für die Kunden“, so eine Beamtin.
Auf dem Goetheplatz, gleich neben der Preisoase, haben Stadtteilinitiativen zum „Open Mic“ geladen. Das sei wahrlich kein Freudentag, sagt einer der Gegner. Der Bezirk habe gerade eine soziale Erhaltungsverordnung für Altona-Altstadt beschlossen. Dabei hätte er keinerlei Vorkehrungen getroffen, um zu verhindern, dass die Leute hier verdrängt werden. KAI VON APPEN/LENA KAISER
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