: Wegen Feldbefreiung verurteilt
Die Zerstörung von genmanipulierten Maispflanzen kostet die Protestler bis zu 400 Euro
ZEHDENICK taz ■ Das Amtsgericht Zehdenick hat gestern Gentechnikgegner wegen Sachbeschädigung verurteilt. Sie hatten im Mai bei einer sogenannten Feldbefreiung ein Maisfeld in Brandenburg teilweise zerstört. Der Richter sagte zwar mehrmals, dass er prinzipiell gegen die Gentechnik sei. Allerdings vertrete er im Gerichtssaal den Gesetzgeber. So verurteilte er die Angeklagten zu je zehn Tagessätzen. Die Höhe des Betrags richtete sich nach dem Einkommen der Angeklagten und lag zwischen 14 und 40 Euro.
Gentechnikgegner begleiteten den Prozess mit Protestaktionen. Bereits am Bahnhof empfing die Reisenden ein Transparent mit der Aufschrift „Genmais reist gern“. In der ganzen Stadt hingen Flugblätter von der Initiative „Gendreck weg“, die im Juli 2006 in Badingen in Brandenburg ein sogenanntes gentechnikfreies Wochenende veranstaltete. 500 Imker, Landwirte und Verbraucher demonstrierten vor Ort gegen den Anbau von gentechnisch verändertem Mais. Ungefähr 80 Personen gelang es, trotz massiven Polizeiaufgebots, das mit gentechnisch verändertem Mais bepflanzte Feld zu erreichen. Sie rissen einen Teil der Maispflanzen aus. 24 Personen wurden von der Polizei festgenommen. Acht von ihnen standen nun Gericht, bis Redaktionsschluss wurden vier verurteilt.
Die Feldbefreier begründeten die Aktion mit Notwehr. Sie wollten verhindern, dass sich Gentechnik in der Landwirtschaft ausbreitet. „Die Gentechnik ist eine große Gefahr für die bäuerliche Landwirtschaft und es ist nicht strafbar, diese zu zerstören, wenn nur so ein größeres Übel zu verhindern ist“, so Thomas Janoschka, einer der Angeklagten.
In Frankreich wurden im vergangenen Jahr Feldbefreier freigesprochen. Dort kam das Gericht zu dem Schluss, dass keiner der Angeklagten aus Eigennutz gehandelt habe. Der Richter in Zehdenick sah das anders. Ein Rechtfertigen der Notwehr sei seines Erachtens nicht gegeben, da zum Zeitpunkt „der Feldstürmung“ der Mais nicht geblüht habe. Damit habe es zum damaligen Zeitpunkt keine Gefahr durch Pollenflug gegeben
Auf dem besagten Feld wurde „Yield-Gard“-Mais Mon810 angebaut. Diese Pflanze produziert mit Hilfe eines bakteriellen Gens ein Gift gegen den Maiszündler – ein kleiner Schmetterling. Das macht die Maissorte attraktiv für Jörg Eickmann, Anbauer des Genmais und zugleich Bürgermeister in Badingen. Er war gestern als Zeuge geladen.
„Ich baue Genmais an, weil es wirtschaftliche Vorteile bringt“, sagte er der taz. Der Maiszündler kann 30 bis 40 Prozent der Ernte vernichten. Bei den niedrigen Preisen für landwirtschaftliche Produkte bedeute dies empfindliche Einbußen. MIRJAM NEEBE
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