piwik no script img

Doppelt geschasster Manager

KLINIK-PERSONAL

Der Klinikmanager Diethelm Hansen ist zum zweiten Mal aus seiner Chefposition in einer staatlichen Klinik rausgeflogen: 2012 in Bremen, 2014 in Hannover. Im Hintergrund stehen erhebliche Probleme der Kliniken – aber auch eine unprofessionelle staatliche Personalpolitik.

Die Ausgaben für Gesundheit steigen rasant an, allein seit der Jahrtausendwende um mehr als 20 Prozent. Im statistischen Durchschnitt „kostet“ die Gesundheit eines Deutschen unter 30 Jahren rund 1.300 Euro im Jahr, die eines über 65-Jährigen dagegen 8.000 Euro. Für die Krankenhäuser wird fast ein Drittel der 300 Milliarden Euro ausgegeben. Verständlich, dass die Gesundheitspolitik versucht, Druck auf die Kostentreiber auszuüben – vor allem die staatlich betriebenen Kliniken haben Mühe, den Kostenanstieg zu bremsen. Das Klinikum Mitte, das größte Bremer Klinikum, ist seit Jahren der große Verlustbringer unter den vier kommunalen Bremer Kliniken, für das Klinikum Hannover wird der staatliche Zuschussbedarf allein für das laufende Jahr auf 25 Millionen Euro geschätzt.

Verständlich, dass da Sanierer gesucht werden, diese harten Typen, die Kostensenkungen gegen den Widerstand von Gewerkschaft und Chefärzten durchsetzen können. Der Anästhesist Diethelm Hansen (54) ist so einer. In Bremen wurde er 2008 als Geschäftsführer in die kommunale Klinik-Holding Gesundheit Nord geholt. Zerschlagung alter Strukturen durch Zentralisierung war sein Credo – und Personalabbau. Hansen legte sich mit vielen Chefärzten an, die er durch Strukturreformen entmachten wollte, und mit den Betriebsräten. Im Jahre 2012 wurde er bei vollen Bezügen freigestellt – auch in der Politik hatte er durch seine selbstherrliche Art Vertrauen verspielt. Zuletzt hatte ihn die SPD nur noch mit dem Argument, nach Hansen müsse das Chaos kommen, verteidigt.

Schärfste interne Kritikerin in Bremen war Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne). Ausgerechnet die grüne Finanzdezernentin der Region Hannover, Andrea Fischer, holte Hansen dann im Herbst 2013 an die Spitze des Klinikums Hannover – als gleichberechtigten Geschäftsführer neben den Gewerkschaftsmann Norbert Ohnesorg. Offensichtlich hatte Fischer die vernichtende Bewertung der Leitungsqualifikation von Hansen in Bremen nicht ernst genommen.

Nun muss Fischer mit Ohnesorg und Hansen „einvernehmliche“ Millionen-Abfindungen aushandeln. Danach will Regionalpräsident Hauke Jagau (SPD) die beiden in ihrer Rolle als Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums ablösen – und die Verantwortung für die Kostensenkungen übernehmen.  KAWE

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen