KOMMENTAR VON KLAUS WOLSCHNER ZU ZU GUTTENBERG: Abstrus
Ausgerechnet. Ausgerechnet Andreas Fischer-Lescano. taz-Leser kennen ihn seit seinem Interview aus dem Jahre 2008, als er feststellte, für einen Bundeswehr-Einsatz vor der somalischen Küste gebe es keinerlei verfassungsrechtliche Grundlage. Und nun hat dieser Fischer-Lescano die Doktorarbeit des Verteidigungsministers gelesen – gründlicher als dessen renommierte Gutachter.
Die Vielzahl der Plagiate, auf die er dabei gestoßen ist, ist schon bemerkenswert. Und dabei hat Fischer-Lescano nicht Satz für Satz überprüft. In einem Fall hat zu Guttenberg sechs lange Sätze abgeschrieben und darin sieben Füllworte verändert – warum eigentlich? Ein böser Fauxpas auch, dass er aus der FAZ abgeschrieben hat!
Dass zu Guttenberg die Vorwürfe „abstrus“ nennt und darauf reduziert, dass „vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt“ sein könnten, ist wirklich abstrus. Je mehr er sich auf dieser Ebene zu verteidigen versucht, um so tiefer wird er fallen – am Ende.
Ausgerechnet von der Bremer Universität, die die CSU – zu Guttenbergs Partei – lange Jahre als „rote Kaderschmiede“ verteufelt hat, werden ihm nun Formfehler nach allen Regeln der akademischen Kunst nachgewiesen. Wir werden an diesem Skandal noch einige Freude haben!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen