piwik no script img

„Für viele eine Katastrophe“

BUSBESCHLEUNIGUNG Seit einem Jahr wird gegen die Verlegung der Haltestelle Gerichtstraße protestiert

Ingrid Albertsen

■ 58, Anwohnerin aus Altona und Aktivistin der Bürgerinitiative „Bushaltestelle Gerichtstraße zurück“.

taz: Frau Albertsen, heute vor einem Jahr wurde die Bushaltestelle Gerichtstraße um 250 Meter in Richtung Bahnhof Altona verlegt. Wieso ist das für Sie ein Grund, wöchentlich dagegen zu protestieren?

Ingrid Albertsen: Die neue Bushaltestelle ist für viele eine Katastrophe. Für gesunde Menschen bedeutet sie unangenehme Zeitverluste. Für alte und behinderte Menschen ist es eine ungleich größere Belastung als zuvor, da sie auf einen gut erreichbaren Nahverkehr angewiesen sind. Man wohnt mitten in der Stadt, hat aber eine Anbindung wie auf dem Land.

Inwiefern?

Ich wohne an einer stinkenden Hauptstraße, hab aber ohne eigenes Auto nichts davon.

Warum wurde die Haltestelle überhaupt verlegt?

Offiziell zur Beschleunigung des Individual und Busverkehrs. Doch damit das funktioniert, müsste auch die Ampel umgestellt werden. Jetzt stehen die Busse wie zuvor bei Rot an der Ampel, nur die Türen werden nicht geöffnet.

Haben Sie eine Vermutung, warum das nicht passiert ist?

Uns erscheint es so, als könnte die Verlegung der Haltestelle auch noch andere Gründe haben: Die schlechten Werte der Luftmessstation, welche sich direkt neben der alten Haltestelle befindet. Diese waren im letzten Jahr Ursache für eine Klage des BUND gegen die Stadt. Zum Prozessbeginn wurde die Haltestelle in einer Nacht und Nebel Aktion verlegt.

Was ist Ihr Ziel?

Dass am Jahrestag die Bushaltestelle wieder zurück verlegt ist. Das haben wir nicht geschafft. Insofern haben wir keinen Grund zum feiern, aber auch keinen aufzugeben. Wir möchten Antworten aus höheren Etagen erhalten.

Welche Leute protestieren mit Ihnen?

In erster Linie Senioren. Bei einer Informationsveranstaltung kamen 90 Menschen, viele davon mit Rollatoren und Gehhilfen.

Ist die Politik auf Ihren Protest eingegangen?

Die SPD hat eine absurde Aufgabenteilung. Im Bezirk Altona ist sie auf unserer Seite, auf Senatsebene hat sie aber die Verlegung am 22. Mai einstimmig durchgewunken. Die haben moralisch überhaupt kein Problem damit. Sogar auf ein Frage-Schreiben eines Richters und 47 Mitarbeiter des Amtsgerichts Altona hat kein einziger Abgeordnete geantwortet.  INTERVIEW: JAN STAU

Demonstration an der alten Bushaltestelle Gerichtstraße: Jeden Mittwoch 17:30-18:30 Uhr. Weitere Infos: www.gerichtstraße.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen