LEUCHTEN DER MENSCHHEIT DORIS AKRAP: Tahrir, Manama und Lulu
Zwei Wochen lang schlief ich mit Ayman Mohyeldin ein und wurde von ihm wieder geweckt. Das war alles, was ich tun musste, um das Tahrir-Feeling in mein Wohnzimmer zu holen. Mohyeldin, der smarte Reporter von Al Jazeera English sorgte rund um die Uhr dafür, dass mir nicht die kleinste Bewegung in der Kairoer Zeltstadt entging. Kaum war der Tahrir sauber gefegt und eine gewisse Leere in meinem Wohnzimmer entstanden, füllte sich der Pearl Roundabout in Manama.
Aber es gab keinen Aymen mehr, der mir erklären konnte, wo dieses betörend klingende Manama liegt und wer da gegen wen auf dem Kreisel, den die Bahrainis auch noch liebevoll Lulu nennen, eine Zeltstadt errichtet. Kaum hatte sich das Lulu-Feeling in meinem Wohnzimmer ausgebreitet, wachte ich plötzlich nachts auf und ein Aymen-Ersatz aus Manama berichtete, dass Lulu gerade brutal geräumt werde.
Das mit den Zeltstadt-Plätzen scheint also nicht überall eine durchsetzbare Strategie gegen die Herrscher zu sein. Für Libyen kommt sie wahrscheinlich überhaupt nicht in Frage. Schließlich ist der Präsidentenpalast Gaddafis ja selbst eine Zeltstadt. Wo in der arabischen Welt die nächsten Plätze besetzt werden, hat The Economist diese Woche statistisch errechnet: Dem „Schuhwerfer-Index“ zufolge müsste im Jemen bereits jeder seine Schuhe in der Hand tragen, während die Füße der Bahrainis, im unteren Drittel des Index, eigentlich keine Frischluft nötig hätten. Die Wahrscheinlichkeit von Protest ist eben genauso unberechenbar wie die Geduld von Militärs und Despoten.
■ Die Autorin ist Redakteurin der taz
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