: Schluss, aus, vorbei!
BILANZ Die taz.brasil 2014 lohnte sich – für die taz, ihre LeserInnen & Rios „Comitê popular de Copa“
Mit jeder Fußballweltmeisterschaft verdienen viele Menschen sehr viel Geld. Angefangen bei den Spielern und dem Betreuerstab über – hinlänglich dokumentiert – die Fifa, die lokalen Ausrichter und die Ausstatter und Sponsoren.
Und die Zeitungen? Die klassischen (früher hätte man vielleicht gesagt „bürgerlichen“) Medien freuen sich über zusätzliche Werbeeinnahmen – TV-Spots, Anzeigen und Werbebanner laufen bestens zu WM-Zeiten. Wer am Dienstag nach dem Finale zum Beispiel die Süddeutsche Zeitung aufschlug, sah Anzeigen von Louis Vuitton (der WM-Cup reist angemessen im französischen Futteral), Mercedes Benz (die den vierten Stern als Mercedes-Stern interpretieren), Adidas, Sky und SAP – um nur die ganzseitigen Annoncen aufzuzählen. Ein schönes Zubrot in Zeiten sinkender Anzeigenerlöse.
In der taz laufen die Geschäfte rund um die Fußball-WM anders, aber sie laufen auch – und gar nicht so schlecht, obwohl es keine großformatigen Anzeigen und „lustige“ Werbebanner auf taz.de gibt. Wo andere Verlage Anzeigeneinnahmen für umfängliche Berichterstattung und Reportagen nutzen, kooperiert die taz mit dem Goethe-Institut, um zwölf Seiten zum Auftakt der WM produzieren zu können.
Wo andere mehr oder weniger einfallsreiche Werbepräsente für ein WM-Abo versprechen (Flaschenöffner mit Sound, witzige Grillschürzen oder Bierkollektionen aus den teilnehmenden Ländern), bieten wir die Möglichkeit, lokalen politischen Gruppen vor Ort Spenden zukommen zu lassen. Wie schon zu den Olympischen Winterspielen in Sotschi haben auch bei diesem sportlichen Großereignis die LeserInnen der taz gerne die Kombination von Abo und Spende genutzt.
800 Personen haben sich dafür entschieden, von ihren 20 Euro Abogebühren die Hälfte an das Comitê popular de Copa in Rio de Janeiro zu spenden, 300 Abonnierende wählten die Buchprämie.
Die Übergabe der Spendengelder – durch den in Brasilien lebenden taz-Korrespondenten Andreas Behn – an das Comitê folgt in den nächsten Wochen. Über die Verwendung der für die Aktivisten gigantischen Summe wird basisdemokratisch entschieden. Wir halten unsere LeserInnen auf dem Laufenden.
Die WM-taz kam bei unserer kritischen LeserInnenschaft gut an. So schreibt beispielsweise Henryk Tietz aus Görlitz: „Ihr habt das Verdienst, mich Fußballhasser bisweilen zum Lesen von Sportnachrichten zu animieren.“
Die fünfwöchige Schwerpunktsetzung führte aber auch zu teilweise heftiger Kritik bis hin zur Abokündigung: „Neun Tage führen 40 Flüchtlinge einen verzweifelten Kampf auf dem Dach der Gerhart-Hauptmann-Schule um ihre Grundrechte. In Kreuzberg herrscht Ausnahmezustand. Eigentlich, so möchte man meinen, ein Herzensthema für die taz. Die aber schaut lieber Fussball.“ (Florian Gass aus Berlin)
Das eine tun, das andere nicht lassen – so kann man die Diskussionslinie in der taz-Redaktion zu diesem Punkt wiedergeben. Für 2015 ist die Fußballweltmeisterschaft der Frauen in Kanada bereits fest eingeplant.
■ Wilhelm Vogelpohl, 56, leitet die taz-Werbeabteilung
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