Synagogen: Ein Hoffnungszeichen
Das Entstehen der neuen Synagoge in Gelsenkirchen, so formulierte es Paul Spiegel bei der Grundsteinlegung vor eineinhalb Jahren, sei eine Demonstration, „dass ein Neuanfang auf deutschem Boden möglich ist“. Tatsächlich ist es ein mehr als freudiges Ereignis, wenn heute das jüdische Gotteshaus in der Gildenstraße eingeweiht wird – also eben an jenem Platz, wo sich früher bereits die Gelsenkirchener Synagoge befunden hatte. Bis die Nationalsozialisten sie in der Reichspogromnacht zerstörten.
KOMMENTAR VON PASCAL BEUCKER
Gelsenkirchen steht nicht allein. Ob in Braunschweig, Marburg, Würzburg oder München – quer durch die Republik sind in der jüngsten Zeit neue Synagogen als „Symbole der Hoffnung für eine bessere gemeinsame Zukunft“ (Spiegel) entstanden. Die Bauarbeiten in Bochum sollen im kommenden Jahr abgeschlossen sein; in Mainz und Potsdam laufen die Planungen auf Hochtouren. In Köln ergänzt inzwischen ein imposantes Wohlfahrtszentrum die dortige Synagoge. Besser lässt sich die Wiederbelebung jüdischen Gemeindelebens nicht dokumentieren. Manche sprechen sogar schon von einer Renaissance des Judentums in Deutschland.
Aber es bleibt nach wie vor ein Gefühl der Beklemmung. Nicht nur, weil ein beträchtlicher Teil der nicht-jüdischen Bevölkerung immer noch von antisemitischen Ressentiments durchdrungen ist: Die mittlerweile – dank der Zuwanderung aus Osteuropa – prosperierenden Gemeinden können nicht darüber hinwegtäuschen, dass jüdisches Leben in Deutschland auch 62 Jahre nach der Befreiung immer noch kein „normales“ ist. So wird anders als in einer Kirche oder einer Moschee, auch in der Gelsenkirchener Synagoge kein Gottesdienst ohne Polizeischutz stattfinden können. Und die Eingangskontrollen werden intensiver sein als bei einem Besuch des Düsseldorfer Landtags. Es ist dieser Ausnahmezustand, der die heutige Freude leider trübt. Ein Zeichen der Hoffnung bleibt die Synagogeneinweihung trotzdem.
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