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Neuer Angriff auf die Gesamtschule

SCHULKONSENS Neue Oberschulen sollen nur Oberstufen erhalten, wenn dafür eine Gesamtschule schließt

„Das ist ein Zeichen, dass Gymnasien nicht angetastet werden“

BERND ALTHUSMANN, CDU

Von einem Schulkonsens ist Niedersachsen seit Freitag entfernter denn je. SPD und Grüne reagierten empört, als sie im Kultusausschuss von den neuen Plänen für die „Oberschule“ erfuhren. Die soll nur dann eine Oberstufe erhalten, wenn dafür eine Gesamtschule geopfert wird.

Ursprünglich war versprochen, dass diese neue Schulform, die aus zu kleinen Haupt- und Realschulen hervorgehen soll, einen Gymnasialzweig und eine Sekundarstufe II einrichten kann, wenn sie die Schüler dafür hat. Doch auf Druck des konservativen Philologenverbands hat die CDU-FDP-Regierung kräftig Abstriche gemacht. Man habe ein Zeichen gesetzt, dass Gymnasien „nicht angetastet werden“, sagte CDU-Kultusminister Bernd Althusmann nach der Sitzung. „Oberschulen werden in der Regel keine Oberstufen führen“, erklärte FDP-Politiker Björn Försterling. Ausnahmen bildeten nur Gesamtschulen, die zu Oberstufen „weiterentwickelt“ würden. Die Rücksicht auf die Gymnasial-Lobby geht weiter. Auch in den Klassen 5 bis 10 sollen die neuen Schultypen nur dann einen Gymnasialzweig führen können, wenn dadurch kein benachbartes Gymnasium „gefährdet wird“.

Sie habe den Eindruck, gymnasiale Angebote an der Oberstufe sollten „unattraktiv und selten“ sein, kritisierte die Grüne Ina Korter. Die Ausnahmeregelung sei ein „frontaler Angriff auf bereits bestehende Gesamtschulen“, ergänzte SPD-Schulpolitikerin Frauke Heiligenstedt.

Auch für GEW-Chef Eberhard Brandt ist die Sache „nicht witzig“. Im Konzept der Oberschule würden die Kinder viel früher getrennt als in den Gesamtschulen. Den Schulträgern werde Gestaltungsfreiheit genommen. Echte Gesamtschulen sind nach wie vor erst ab einer Größe von fünf Klassenzügen erlaubt.

Die Oberschule sollte die Antwort auf sinkende Schülerzahlen sein. Zugleich sind viele Hauptschulen zu klein, um sinnvoll zu unterrichten. Doch auch von Mindestgrößen für die neue Schulform rückt die Regierung jetzt ab. Man wolle dafür sorgen, dass Oberschulen „wie Pilze aus dem Boden schießen“, vermutet Heiligenstedt. KAIJA KUTTER

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