Analyse: Kommt der Krake?
■ Die größte Supermarktkette der Welt trifft hier auf harte Konkurrenz
Wal-Mart kauft 74 große Warenhäuser der Spar-Kette. Schon am Jahresanfang hatte Wal-Mart die Wertkaufkette geschluckt. Wal wer? Das ist eine Frage, die sich nur Deutschen stellt. In den USA kennt die Firma jeder. Speziell die Geschäftsführer der konkurrierenden Supermarktunternehmen hassen den Laden sogar, denn er expandiert Stadt um Stadt und nimmt allen anderen Marktanteile ab.
Kommt der Krake? Die größte Supermarktkette der Welt trifft hier auf harte Konkurrenz
Die Idee zu einem der erfolgreichsten Geschäfte der Nachkriegszeit hatte ein gewisser Sam Walton. Er war der Meinung, daß die Amerikaner gerne bei ihm einkaufen würden – wenn sie denn alles superbillig und autogerecht in einem riesigen Shoppingcenter angeboten bekommen. Also eröffnete er seinen ersten Markt 1962 draußen vor einer Kleinstadt in Arkansas samt riesigem Parkplatz. Durch strikte Kostenkontrolle und Masseneinkauf hielt er die Preise niedrig. Die Kunden liefen ihm in Scharen zu, Märkte in den Innenstädten gerieten in Schwierigkeiten. Heute ist Wal-Mart mit 895.000 Angestellten und einem Jahresumsatz von rund 200 Milliarden Mark die größte Supermarktkette der Welt. Die Erben von Sam Walton sind laut der Finanzzeitschrift Forbes die zweitreichste Familie auf dem Globus, geschlagen nur noch vom Software-Krösus Bill Gates.
Schon seit Jahren expandiert die Kette in andere Länder wie Brasilien oder Mexiko. Jetzt will sie auch in Europa die Branche aufrollen. Dazu hat sich Wal-Mart ausgerechnet den hartumkämpften deutschen Markt ausgesucht, wo schon mehreren Unternehmen durch einen Preiskampf die Luft auszugehen droht. In letzter Zeit hat es bereits mehrere Fusionen und Übernahmen gegeben. Jetzt wird der Kampf noch härter. Denn Marktbeobachter meinen, daß sich der Einstieg ins Supermarktgeschäft erst lohnt, wenn deutschlandweit 15 Milliarden Mark umgesetzt werden können. Bisher aber bringt es Wal-Mart hierzulande mit seinen zwei Erwerbungen lediglich auf 5,5 Milliarden Mark Umsatz. Insofern ist absehbar, daß der Einkaufsbummel noch nicht beendet ist. Experten rätseln, wen es als nächstes treffen wird.
Doch die Großen in Europa suchen ihren Umsatz ebenfalls zunehmend jenseits ihrer Grenzen. Die deutsche Nummer eins, Metro, hat sich fit gemacht für die Konkurrenz: Letzten Monat trennte sie sich von ihrer Computersparte Vobis und nicht ganz so rentablen Firmenzweigen. Dafür ist sie in den Niederlanden eingestiegen, und mit der gefüllten Kriegskasse will sie vor allem die Kunden in Osteuropa vom Bügelbrett bis zum Apfel versorgen. Doch gegen Wal-Mart ist selbst die Metro ein Underdog. Maria Kleinschrot
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