taz-serie „wie retten sie die welt?“, heute: ilyas bublis pflanzt bäume: „Bewusstsein schaffen dauert eben“
Auf dem G-8-Gipfel in Heiligendamm Anfang Juni treffen sich die Mächtigen der Welt, um zu besprechen, wie es mit unserem Erdball weitergehen soll. Antworten – das ist jetzt schon klar – werden sie keine finden. Sie brauchen Nachhilfe. „Wie retten Sie die Welt“, fragt die taz deswegen bis zum Gipfeltreffen jeden Tag ei- ne/n interessante/n Berliner/in.
„Der Tag, an dem ich den Entschluss gefasst habe, mich für die Umwelt einzusetzen, liegt etwa zehn Jahre zurück. Ich lebte damals in der Türkei und verdiente mein Geld als Wassersportlehrer in einem Urlaubsort. Einmal unternahm ich einen Ausflug mit meiner Familie, bei Kilyos, an der Schwarzmeerküste. Das ist ein wunderschöner Ort, aber was ich sah, war grauenhaft: Der Wald war total vermüllt, Plastikabfälle, alles Mögliche. Dieses Erlebnis hat den Ausschlag gegeben.
Inzwischen lebe ich die meiste Zeit in Berlin. Vor sechs Jahren habe ich eine Form gefunden, wie ich meine Idee von einer lebenswerten Umwelt verwirklichen kann: Ich habe das Umweltprojekt „Gaia“ gegründet. Ein Projekt, kein Verein. Um Entscheidungen flexibel treffen zu können und um die Kosten gering zu halten. Die trage ich nämlich alle selbst.
Das Motto von Gaia heißt ganz einfach „Bäume sind cool“. Und das Ziel ist auch ganz einfach: Allen Menschen soll bewusst werden, wie wichtig Bäume sind für unser Überleben. Dass wir die Verantwortung für unsere Mutter Erde und alle Lebewesen darauf tragen. Deswegen auch Gaia: Das ist in der griechischen Mythologie der Name für die Mutter Erde.
Meiner Meinung nach kann nur eine weltweite, massenhafte Aufforstaktion die Erde retten. Aber auch in Berlin gibt es jede Menge zu tun. Es ist eine grüne Stadt, aber viele Bäume leiden. Unter Trockenperioden, unter der Miniermottenplage. In den vergangenen Jahren sind viele Bäume Stürmen zum Opfer gefallen. Und Leute, die sich um den Baum vor ihrer Haustür kümmern, gibt es noch viel zu wenige. Das will ich ändern.
Gaia ist eine Plattform. Das heißt: Jeder ist eingeladen zu helfen, in welcher Form auch immer. Nur so funktioniert es auch, weil immer wieder Leute freiwillig mitmachen.
Was wir machen? In erster Linie pflanzen wir Bäume. Nicht still und leise, sondern demonstrativ, mit einem kleinen Festakt sozusagen. Oft helfen uns Politiker dabei, und wir laden die Medien ein. Es soll ja ein Bewusstsein entstehen. Erst vor ein paar Wochen haben wir eine schöne Aktion gemacht: Zusammen mit 200 Schülern der Erika-Mann-Grundschule in Wedding haben wir fünf Bäume gepflanzt. Das war eine richtig große Sache. Die Sozialsenatorin war da, der türkische Generalkonsul war da, die Grünenchefin Claudia Roth war da. Trotzdem gab es wenig Resonanz in der Presse. Das ist schon schade. Aber was soll’s. Bewusstsein schaffen dauert eben.
Wer sich für das Projekt interessiert, kann es unter www.gaia-styles.de im Internet besuchen. Man kann uns auch durch den Kauf von Baumgutscheinen oder von Gaia-Fashion unterstützen. Gaia-Fashion ist mein kleines Mode-Label. T-Shirts, Langarmshirts, Wickelhosen, schöne, bequeme Sachen. Den Erlös investiere ich in die Bäume. Wir haben auch schon Radio- und Fernsehspots für Gaia produziert. Zurzeit suche ich Medien, die bereit sind, die Spots unter die Leute zu bringen. Damit mehr Bewusstsein, mehr Liebe für die Natur entsteht. Und wir brauchen diese Liebe dringend.“
PROTOKOLL: CLAUDIUS PRÖSSER
Ilyas Bublis, 42, ist Gründer des Umweltprojekts „Gaia“ und lebt in Berlin und Marmaris (Türkei)
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