IM KÖLNER MOSCHEE-STREIT GEHT ES VOR ALLEM UM RATIONALE SORGEN: Profane Parkplatzprobleme
Selten hat eine Bürgeranhörung zu einem lokalen Bauprojekt so viel überregionale Anteilnahme gefunden wie die gestrige Debatte zu einem Moscheeneubau in Köln: Davon zeugte das große Medienaufgebot vor Ort. Doch wer sich einmal in dem Viertel umschaut, der wird feststellen, dass hier keineswegs ein „Kampf der Kulturen“ tobt – aller Aufgeregtheit und allen realen Problemen zum Trotz. Das zeigte auch die Bürgeranhörung am Dienstag, die weit weniger aufgeregt verlief, als viele erwartet hatten, sieht man einmal von dem halben Dutzend Krakeelern der rechtspopulistischen „Bürgerbewegung pro Köln“ ab.
Gegner wie Befürworter des Kölner Moscheeneubaus eint seltsamerweise eine Grundannahme: Beide Seiten gehen davon aus, dass eine große Mehrheit der Anwohner ein repräsentatives islamisches Gotteshaus in ihrem Viertel ablehnt. Deswegen würden die einen gerne per Volksentscheid darüber abstimmen lassen, während die anderen ganz froh sind, dass in einer säkularen Gesellschaft mit grundgesetzlich verbriefter Religionsfreiheit weder der Bau einer Kirche noch einer Synagoge oder einer Moschee eine Frage von Mehrheitsentscheidungen sein darf.
Natürlich, es gibt auch bis weit in bürgerliche Kreise hinein kritische bis ablehnende Stimmen gegenüber dem Bauvorhaben. Angesichts einer monatelangen Desinformationskampagne von „pro Köln“ und der bislang mangelhaften Informationspolitik seitens des Bauherrn Ditib und der Stadtverwaltung ist die Verunsicherung mancher Anwohner aber auch nicht verwunderlich.
Umso bemerkenswerter, dass die Skeptiker bei der gestrigen Bürgeranhörung nicht in der Mehrheit waren. Die meisten von ihnen fürchteten auch nicht gleich den Untergang des Abendlandes, sondern sorgten sich ganz profan – und nicht ganz zu Unrecht – um ein mögliches Verkehrschaos, das aufgrund von zu wenig Parkplätzen drohen könnte. Ein Zeichen für die sprichwörtliche Kölner Toleranz? Eine Bevölkerung, die einen Erzbischof Joachim Meisner erträgt, kann offenbar auch mit einer Ditib-Moschee leben. PASCAL BEUCKER
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