: Opernprogramm für Millionen
Die Staatsoper wird von oben bis unten durchgekämmt. Mit der Untersuchung der maroden Bausubstanz erhoffen sich Berlin und die Oper Klarheit über die Bauschäden sowie die Kosten. Die werden schon jetzt auf über 160 Millionen Euro veranschlagt
VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Bei der geplanten Sanierung der maroden Staatsoper Unter den Linden geht es jetzt „più mosso, più presto“ – bewegter, schneller – und konkreter zu. Um die genauen Kosten, den Sanierungsaufwand sowie die Umbauzeit des Opernhauses zu ermitteln, erstellt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung derzeit ein „Bedarfsprogramm“ für das Gebäude. Zugleich halten Politiker, Baufachleute und der Intendant der Staatsoper Peter Mussbach die derzeit geschätzte Umbausumme in Höhe von 130 Millionen Euro für absolut unrealistisch. Wahrscheinlicher seien vielmehr Kosten im Rahmen von 160 Millionen Euro und mehr, sagte ein Bauexperte aus der Kulturverwaltung der taz.
Das „Bedarfsprogramm“ werde mit 500.000 Euro finanziert; die Summe habe der Opernfan und Unternehmer Peter Dussmann bereitgestellt, sagte Manuela Damianakis, Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung. Durch die Erstellung des Gutachtens könne jetzt „genau hingeguckt werden, welche Mängel das Haus hat“. Mit den Ergebnissen werde Ende März gerechnet, so die Sprecherin. Insbesondere das Fundament, der Boden und die Substanz sollen auf Altlasten und die Räume auf Schäden überprüft werden. Damianakis: „Dann können wir sagen, was gemacht werden muss.“
Offene Rechnung
Gesagt werden kann dann wohl endlich auch, was der berühmte Spaß kosten wird. Nach Meinung Klaus Wowereits (SPD), Regierender Bürgermeister und im rot-roten Senat auch für Kultur zuständig, werden die zuletzt mit 130 Millionen Euro angegebenen Kosten für die Sanierung der so genannten Linden-Oper steigen. „Die Summen werden höher sein, die fehlen.“
Wowereit machte darauf aufmerksam, dass noch unklar sei, was während der vierjährigen Sanierung geschieht. Seiner Meinung nach sind auch die Kosten für eine Unterbringung des Bühnenbetriebs während der Sanierung bisher zu niedrig kalkuliert.
Bisher waren Berlin und der Bund von rund 130 Millionen Euro Investitionskosten für die Opernsanierung ausgegangen. Davon wollten der Bund 50 Millionen und der Opernförderkreis um Dussmann 30 Millionen Euro aufbringen. Berlin hatte seine Zusage von 50 Millionen Euro Sanierungsmittel zurückgezogen.
Auch Peter Mussbach glaubt, dass die 130 Millionen Euro nicht reichen werden. Der Umbau werde „wahrscheinlich viel teurer“, so der Staatsoper-Intendant. Nach den Vorstellungen Mussbachs müsse das Opernhaus, das nach starken Kriegszerstörungen in den 50er-Jahren von der DDR wieder aufgebaut wurde, womöglich bis auf die Außenmauern „total entkernt“ und Stein für Stein neu rekonstruiert werden. Unklar sei zudem, ob das löchrige Fundament mit einer Platte isoliert werden müsse. Außerdem gäbe es den Wunsch der Staatsoper, einen weiteren Rang in das Gebäude einzuziehen – was erneut die Kosten steigen lassen könnte.
Und wer zahlt?
Während die künftigen Kosten von Bauexperten schon jetzt auf 160 bis 200 Millionen Euro hochgerechnet werden, ist nach wie vor unklar, wer dieses Geld überhaupt bereitstellt. Die Hoffnungen Berlins, dass der Bund die Staatsoper übernehmen und die Umbauten finanzieren möge, haben sich bisher zerschlagen. Der Bund betreibe keine Oper, lautete die Absage von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). Mit den klaren – sprich: hohen – Kosten vor Augen, so hofft jetzt Kulturstaatssekretär André Schmitz, könne erneut dem Bund vor Augen geführt werden, was – von diesem – geleistet werden muss.
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