CDU und Heroinabgabe: Guter Stimmungswechsel
Willkommen im Leben. Die CDU in NRW erkennt an, dass Süchtigen auch mit Heroin geholfen werden kann. Dass der Staat nicht zum Dealer wird, sondern zum helfenden Betreuer. Nur diese Schlussfolgerung kann auch aus dem bundesweiten Modellprojekt zur kontrollierten Abgabe gezogen werden. Denn die Ergebnisse des Projekts waren eindeutig: Den Abhängigen geht es nicht nur gesundheitlich besser, jedeR Vierte konnte sich sogar ganz aus der Sucht befreien. Das ist eine bemerkenswerte Erfolgsquote. Wer dieses Fazit nicht zu ziehen bereit ist, der sollte erst gar keinen Feldversuch verantworten.
KOMMENTAR VON ANNIKA JOERES
Vorreiter für die neue Offenheit der CDU waren allerdings nicht die rüttgerschen ChristdemokratInnen, sondern die Parteifreundin und langjährige Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth, die den Stimmungswandel erkämpft hat. Sie setzte sich schon für eine kontrollierte Heroinabgabe ein, also noch kein konservativer Politiker dies gewagt hätte. Ihr Vorpreschen kommt nun den Junkies in Nordrhein-Westfalen zugute.
Der Konflikt in Roths Partei zeigt aber, wie sehr die CDU noch heute zwischen blindem Law- and-Order und progressiver Gesellschaftspolitik schwankt: In den Großstädten verlässt sie zum Glück schon ihre alte Linie, nach der Süchtige lästig und selbst Schuld sind und zur Not den harten Entzug durchleiden müssen. In den Dörfern hingegen findet die CDU Cannabis zumindest öffentlich so schlimm wie Heroin, und Alkohol so unbedenklich wie Zigarrettenqualm in Eckkneipen. Diese gezielte Desinformation ist in Großstädten wie Köln, Bonn oder Frankfurt, in denen jede Art von Drogensucht an den Bahnhöfen studiert werden kann, völlig weltfremd. Bleibt also die Hoffnung, dass sich die Christdemokraten mit einer realistischeren Drogenpolitik auch auf Bundesebene durchsetzen können. Und Abhängige in Zukunft auch auf dem Land mit Heroin therapiert werden dürfen.
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