das wichtigste: Trauerfeier für Dink
Tausende kommen zum Gottesdienst, um des ermordeten armenischen Journalisten zu gedenken
ISTANBUL taz ■ Sechs Wochen nach dem Mord an dem armenischen Journalisten und Bürgerrechtler Hrant Dink fand gestern ein großer Gedenkgottesdienst und eine Abschiedstrauerfreier auf dem armenischen Friedhof statt. Die Kirche des armenischen Patriarchats konnte die mehreren tausend Trauernden gar nicht alle aufnehmen, und viele nahmen draußen an der Gedenkfeier teil. Auch bei der Abschiedstrauerfeier auf dem Friedhof war der Andrang so groß, dass nur wenige ihre Blumen direkt am Grab niederlegen konnten.
Gekommen waren vor allem Angehörige der armenischen Gemeinde und politische Freunde aus der Demokratiebewegung. Auch sechs Wochen nach dem Mord haben die meisten den Schock noch nicht überwunden – zumal nach wie vor gerätselt wird, wer wirklich hinter dem jugendlichen Mörder steckt. Die bislang Verhafteten gehören alle zum Bekanntenkreis des Todesschützen, ob darüber hinaus weiter ermittelt wird, ist nicht bekannt.
Die selbstbewussten und provokativen Reaktionen aus dem rechten und rechtsradikalen Lager zeigen, dass die Nationalisten sich keineswegs unter Druck fühlen. Stattdessen droht die Wochenzeitung Agos, deren Herausgeber und Chefredakteur Dink war, in der Folge des Attentats unterzugehen. Aus Angst vor weiteren Anschlägen hat bereits die Hälfte der Belegschaft gekündigt. Wie brüchig die Solidarität mit Agos ist, zeigt die Situation des neuen Interimschefredakteurs Etyan Mechupiyan. Dem profilierten Kolumnisten wurde seine Kolumne in der großen Tageszeitung Zaman mit der Begründung gekündigt, er sei ja nun Chefredakteur einer anderen Zeitung. JÜRGEN GOTTSCHLICH
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