: Sie können auch anders
Die Veranstaltung Jazzahead im Bremer Congress Centrum ist zugleich Fach-Messe, Festival, Konferenz und Symposium. Man möchte zeigen, wo der Jazz steht – und an seinem alten Mauerblümchen-Image rütteln
Es wird wieder ein Fest der Visitenkarten werden. Überall Stände und Musiker im Congress Centrum Bremen, die Stände von Plattenfirmen, Konzertagenturen und Instrumentenherstellern, die Musiker unterwegs in eigener Sache. Bis Sonntag werden sie über die Rolltreppe in den ersten Stock des Congress Centrums fahren und dort auf dem dicken, Geräusche schluckenden Teppich aufeinander treffen. Jazzahead heißt diese Veranstaltung, die den Jazz aus den Kellern und Seminarräumen holen soll, um zu zeigen: Der Jazz ist kein Mauerblümchen, sondern eine Branche, die die Selbstdarstellung sucht und professionell Kontakte knüpft. Wir können auch anders – zum Beispiel mit Visitenkarten.
Das Charmante daran: Es geht bei Jazzahead nicht nur um’s Geschäft. Es geht auch um Live-Musik, die schlicht als Konzertereignis für ein breites Publikum gedacht ist. Heute Abend beispielsweise wird das Arve Henriksen Quartet zusammen mit der Deutschen Kammerphilharmonie spielen, am Samstag folgt das Marc Ducret Trio. Neben den großen Konzerten gibt es eine Vielzahl von Auftritten junger MusikerInnen. Die hat der künstlerische Leiter der Veranstaltung, der Trompeten-Professor Ulrich Beckerhoff, gezielt aus ganz Europa eingeladen – dem europäischen Austausch zu Liebe.
Die „Messe“ und das „Festival“ – in der Jazzahead-Sprache sind das zwei „Module“ der gesamten Veranstaltung. Außerdem gibt es noch die „Konferenz“, bei der Fachleute über kulturpolitische Themen sprechen: Hier geht es beispielsweise um Jazz in der Schule (siehe Interview) oder um neue Vertriebswege des Jazz via Internet. Und es gibt das Modul „Symposium“, in dem Gehirnforscher unter anderem über die Wirkung der Musik im Kopf berichten.
Vergangenes Jahr, bei der ersten Ausgabe von Jazzahead, habe man 3.524 Besucher gezählt, sagt der Veranstalter. Der ist übrigens die Messe- und Ausstellungsgesellschaft Hansa GmbH, dessen Geschäftsführer Hans Peter Schneider eine ausgeprägte persönliche Affinität zum Jazz haben soll – und sicher auch ein Händchen für Projekte, die bei Geldgebern Gehör finden. Die Europäische Union beispielsweise fördert Jazzahead im Rahmen des Programms „Kultur 2000“, außerdem ist eine Autofirma mit im Boot, die den mit 15.000 Euro dotierten „Jazzahead-Skoda-Award“ sponsert. Ausgezeichnet wird mit dem Preis in diesem Jahr Jazz-Superstar Joe Zawinul. Der mag seine Zeit als Jazz-Rock-Wegbereiter hinter sich haben – als Türöffner scheint er immer noch zu funktionieren.
KLAUS IRLER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen