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Lehrer lehren Streikkunde

SCHULE Lehrer umgehen Streikverbot für Beamte mit „kreativer Unterrichtsgestaltung“

Die Schüler wird’s freuen: Rund 3.000 Lehrer wollen am heutigen Dienstag um 5 vor 12 die Kreide fallen lassen. Sie folgen einem Aufruf der Bildungsgewerkschaft GEW und demonstrieren dafür, dass ältere Lehrer ein bis zwei Stunden weniger unterrichten. Der Senat droht mit Sanktionen für alle, die sich an dem „rechtswidrigen Streik“ beteiligen. So mancher Kollege will dem mit „kreativer Unterrichtsgestaltung“ begegnen.

„Unterricht am anderen Ort“ sei das Zauberwort, sagt Micha Schmidt von der Landesschülervertretung. Der Senat habe in der letzten Woche schriftlich allen Schulen mitgeteilt, dass ein Streik für Beamte nicht zulässig sei. Daraufhin hätten manche Klassen beschlossen, einfach zusammen mit ihren Lehrern zur Protestaktion zu gehen. „Denn letztlich kann der Lehrer selbst entscheiden, an welchem Ort er seinen Unterricht abhält“, sagte Schmidt der taz.

Eltern unterstützen Aktion

Die LandesschülerInnenvertretung jedenfalls steht geschlossen hinter den Forderungen der LehrerInnen. Gleiches gilt für den Landeselternausschuss. „Wir unterstützen die Aktion vorbehaltlos“, sagt der Vorsitzende Günter Peiritsch. Nur so könne man den Senat unter Druck setzen.

Nicht nur die Senatsbildungsverwaltung, sondern auch Vertreter der Opposition hatten den Streik dagegen heftig kritisiert, weil er zu weiteren Unterrichtsausfällen führe. Elternvertreter Peiritsch sieht den vorzeitigen Schulschluss als notwendiges Übel: „Auch die Eltern müssen ein bisschen Aufwand mittragen und sich gegebenenfalls schon ab 12 um ihre Kinder kümmern.“

MANUELA HEIM

■ Die Demo beginnt um 13 Uhr am S-Bahnhof Friedrichstraße und führt über die Straße Unter den Linden zum Alexanderplatz, wo um 14 Uhr eine Abschlusskundgebung geplant ist

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