: Polizei greift durch
In Wesel geht die Polizei rabiat gegen Antifas vor, die gegen einen NPD-Stand demonstrieren
WESEL taz ■ Die Weseler Polizei steht wegen ihres Einsatzes vor einem NPD-Infostand am vergangenen Wochenende massiv in der Kritik. In der Fußgängerzone hatten sich Samstag morgen rund ein Dutzend Rechtsradikale mit einem kleinen Stand und einem NPD-Schirm postiert. Dies hatte das Verwaltungsgericht Düsseldorf am Freitag gegen den Willen der Stadt genehmigt.
Rund ein Dutzend Linke hatten sich daher am Samstag mit einem Anti-Nazi-Spruchband vor dem Tisch aufgestellt. Die Polizei erteilte den Linken daraufhin Platzverweise. Als sie der Aufforderung zu gehen nicht nachkamen, griff die Polizei ein. „Der Polizeieinsatz war völlig unverhältnismäßig“, meint Henning von Stoltzenberg von den Jungen Linken Wesel. „Wir haben eine friedliche Aktion des zivilen Ungehorsams durchgeführt. Aber während die NPD uns schubsen und abfilmen konnte, wurde eine unserer Kolleginnen aus der Reihe gerissen und hat eine Gehirnerschütterung erlitten. Das ist ein Skandal.“
Klaus Kubernus-Perscheid von Attac schildert den Vorfall folgendermaßen: „Eine junge Frau wurde von zwei oder drei Polizeibeamten aus der Gruppe gerissen und auf den Boden gezerrt. Danach wurde ihr der Arm umgedreht und an ihren Haaren gezogen. Dann würde sie von der Polizei abgeführt. Ich selbst wurde bei dem Versuch diese Polizeiaktion mit dem Fotoapparat festzuhalten von einem anderen Polizeibeamten mit Gewalt daran gehindert.“
Der DGB-Vorsitzende für den Kreis Wesel, Michael Rittberger, hat Landrat Ansgar Müller als Leiter der Kreispolizeibehörde dazu aufgefordert, den Vorfall zu überprüfen. Der stellt sich jedoch hinter die Beamten: „Nachdem, was mir an Berichten vorliegt, war die Maßnahme so gerechtfertigt und so angemessen.“ ALEXANDER FLORIÉ
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen