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KOMMENTAR: ILKA KREUTZRÄGER ÜBER ÄRZTEMANGELRiss zwischen Stadt und Land

Die Zwei-Klassen- Medizin trennt heute auch zwischen Stadt und Land

Die Zwei-Klassen-Medizin hat eine weitere Facette bekommen. Der Riss verläuft nicht mehr nur zwischen den Patienten, die sich eine gute Versorgung leisten können und denen, die nur das Nötigste von der Kasse bezahlt bekommen, sondern zwischen Stadt und Land.

Wer beispielweise in einer dünn besiedelten Region in Niedersachsen lebt, muss weite Wege zum Arzt und lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Und die Unterversorgung in ländlichen Gebieten bei der ambulanten Versorgung wird noch weiter zunehmen, wenn bis 2020 allein weitere 7.000 Hausärzte fehlen werden. Bei den Therapeuten sieht es kaum besser aus.

Es ist ja löblich, dass die Bundespsychotherapeutenkammer jetzt eine Studie zu den Wartezeiten auf Therapieplätze erstellt. Doch dass Kinder und Jugendliche in Niedersachsen zu lange auf psychotherapeutische Behandlung warten müssen, ist bereits jetzt unstreitig und erfordert eine schnelle Lösung.

Das jetzt beschlossene Maßnahmenpaket der Bundesregierung zur Beseitigung des Ärztemangels geht das Problem nicht konsequent genug an. So bleibt es auch künftig Aufgabe der Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigungen, den Ärztebedarf in den einzelnen Regionen festzulegen. Die Landesregierungen dürfen nur beraten.

Wichtig wäre aber, die Länder mit ins Boot zu holen, denn vor Ort kann am besten eingeschätzt werden, wo ein Arzt fehlt und wie die Lösung aussehen kann.

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