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In zu großen Schuhen

Das Jüdische Museum verliert seinen Spiritus Rector

VON NINA APIN

Es ist das Ende einer Ära, der Mann war ein Glück für Berlin: Wenn Michael Blumenthal heute als Direktor des Jüdischen Museums Berlin offiziell verabschiedet wird, ist es unmöglich, ohne solche Floskeln auszukommen. Denn in seinem Fall sind es einfach keine Floskeln. Der heute 88-Jährige hat das Haus in der Lindenstraße zu dem gemacht, was es heute ist: das größte jüdische Museum Europas mit 700.000 Besuchern im Jahr, gehüllt in eine aufsehenerregende Architektur und ausgestattet mit einer auskömmlichen Finanzierung durch den Bund. Eine große Leistung.

Große Geste

Bis Mitte der neunziger Jahre fristete das Jüdische Museum ein tristes Leben als Anhängsel des Berlin Museums. Ein erster Direktor scheiterte damit, ein eigenständiges jüdisches Museum zu etablieren. Es war der Amerikaner und gebürtige Oranienburger Blumenthal, der 1997 die Stadt davon überzeugte, dem jüdischen Leben in Deutschland ein ganzes Museum zu widmen – und diesem dafür sowohl den Alt- als auch den von Libeskind gebauten Neubau zur Verfügung zu stellen. Unter seiner Leitung wurde das Haus nicht zum ursprünglich geplanten Holocaust-Museum, sondern zur ersten Adresse für alle, die mehr über zwei Jahrtausende deutsch-jüdische Geschichte wissen wollen. Ein Gedanke der Versöhnung – und eine große Geste für einen, der selbst als Kind vor den Nazis ans andere Ende der Welt fliehen musste.

Blumenthals Nachfolger hat erklärt, sich wieder stärker den Jahren 1933–45 sowie dem Antisemitismus widmen zu wollen. Ein Rückschritt? Fest steht jedenfalls: Schäfer hat große Schuhe zu füllen.

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