kurzkritik: Lothar Probsts Vorwahlanalyse: Vor der Wahl ist vor der Wahl
Wer braucht eine Vorwahlanalyse? Zu welchem Zweck soll sie dienen, wem kann sie helfen? Man behaupte nicht, Lothar Probst hätte sich dieser Frage nicht gestellt. In der Vorbemerkung zu seinem 50-seitigen Dossier stellt der Politikwissenschaftler der Uni Bremen klar, dass hiesige Bürgerschaftswahlen „nicht gerade ein überwältigendes Interesse“ hervorriefen. Dass man sie aber dieses Jahr, mangels Konkurrenz, in Berlin „durchaus aufmerksam registrieren“ werde – die Ergebnisse vom 13. Mai.
Dort also hat Probst keine Adressaten. Denn die Ergebnisse kann er noch nicht vorlegen. Vielmehr stellt er klar, dass der Ausgang der Wahl „offen“ sei – was keine allzu mutige These scheint. Für BremerInnen aber lässt die Stimmungs-Exegese auch wichtig Fragen offen: Dass sie zunehmend unzufrieden sind mit der großen Koalition, wissen sie selbst. Dass Unzufriedenheit mit der Regierung nicht gleich allgemeine Wechselstimmung ist – das ist fast die Regel. Aufschlussreich wäre es gewesen, in den Parteien zu fragen, welcher Koalition dort der Vorzug gegeben wird. Denn die müssen in erster Linie die Fraktionen tragen – und die Mitglieder vorher genehmigen.
Wenig erhellend also, diese Analyse, aber doch nicht nutzlos: Das, was jeder ohnehin von dieser Wahl erwartet – dass die kleinen stärker und die großen schwächer werden – kann man jetzt als ernsthafte Prognose anführen. Professoral geadelt. bes
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