: Druck auf Iran
London friert die Beziehungen zur Islamischen Republik ein. Teheran will Soldatin freilassen
VON RALF SOTSCHECK
Die iranische Marine hat die 15 britischen Soldaten vergangenen Freitag eindeutig in irakischen Gewässern gefangen genommen. Das erklärte das britische Verteidigungsministerium gestern und legte zum Beweis Satellitenfotos sowie Aufzeichnungen des Satelliten-Navigationssystems GPS vor, das sich an Bord eines der beiden kleinen Patrouillenboote befand. Es habe die Position ständig ans Mutterschiff HMS „Cornwall“ gefunkt. Dem Vizeadmiral Charles Style nach befanden sich die Boote 1,7 Meilen innerhalb irakischen Territoriums.
Vizeadmiral Charles Style sagte, die iranische Regierung habe die Position am Sonntag zunächst bestätigt, jedoch später behauptet, die Boote hätten sich zwei Meilen weiter östlich in iranischen Gewässern befunden. Die Soldaten gehören zur multinationalen Truppe im Irak und kontrollierten ein Handelsschiff auf dem Grenzfluss Schatt el-Arab, als sie festgenommen wurden. Der Grenzverlauf ist seit 1935 umstritten.
Großbritannien hat alle bilateralen Kontakte zum Iran abgebrochen, bis die Angelegenheit gelöst ist. So sollen iranische Regierungsvertreter keine Visa mehr erhalten, die staatlichen Hilfen für Handelsprojekte mit dem Iran wurden eingefroren. Premierminister Tony Blair sagte, es sei nun an der Zeit, den Druck auf den Iran zu erhöhen. Er hatte am Dienstag gewarnt, dass der Streit um die Marinesoldaten in eine „andere Phase“ treten könne, falls man auf diplomatischem Wege nichts erreiche.
Auf die Frage, was er damit meine, sagte er: „Das werden wir sehen, aber Sie müssen verstehen, dass wir die Situation nicht hinnehmen können.“ Blairs Sprecher wiegelte später ab: Er habe gemeint, dass man die „Verhandlungen anders führen“ müsse. Gleichzeitig begann jedoch die größte britische Machtdemonstration in der Golfregion seit der Invasion des Irak vor vier Jahren. An dem Manöver nahmen zwei Flugzeugträger, ein Dutzend Kriegsschiffe und mehr als hundert Flugzeuge teil.
Außenministerin Margaret Beckett verlangte von ihrem iranischen Amtskollegen Manouchehr Mottaki sofortigen Zugang zu den Gefangenen. Der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan sagte gestern, dass dies möglicherweise türkischen Diplomaten gewährt werde. Die iranische Regierung kündigte gestern die Freilassung der einzigen Frau unter den Festgenommenen an.
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