: Kleine Lichter
PRODUKTTEST Manche Dinge sind so praktisch, dass man es kaum schafft, sie zu behalten
Es ist eine Eigenschaft von Dynamokabeln, dass sie immer ein paar Tage nachdem sie von einem Fahrradchirurgen freigelegt und wieder an der richtigen Stelle vernäht wurden, aus ihren Halterungen fallen, durchgeschnitten werden, zerfasern, rosten. Ich fahre also meistens ohne Licht und nehme die Schleichwege.
Als wir kürzlich bei einem Italiener essen waren und danach im Nieselregen standen, eingehüllt in Wein und Pizza, zog meine Freundin einen Salzstreuer aus ihrer Tasche und sagte: „Hier, für dich.“
Klick-klack, es war ein Fahrradlicht. Genau genommen zwei. Magnetische Zylinder, die man auseinanderziehen konnte und an meine Fahrradbleche kleben. Dort fingen sie an zu blinken. Vorne weiß, hinten rot.
Ist man angekommen, zieht man die kleinen Leuchten wieder ab und hält sie gegeneinander. Klack, wieder eins. Zurück in die Tasche.
„Bis Donnerstag“, sagt meine Freundin. „Dann brauche ich sie wieder.“ Sie waren so süß, diese Lichter. Aber wer etwas hat, das so praktisch ist, dem gehört es nie alleine.
Es ist Mittwoch. Ich bin wieder zum Essen verabredet, mit anderen Freunden und einer anderen Küche: chinesisch. Auf dem Weg dorthin regnet es. Ich denke an die Leuchten: Vielleicht sind sie doch etwas zu klein? Nicht, dass der Regen sie wegspült. Als ich ankomme, bin ich komplett durchnässt, aber die Leuchten blinken immer noch grell. Die Freunde warten schon. Das Essen ist gut. Zum Abschluss eine gebackene Banane mit Honig und Eis.
Als wir aufbrechen, fehlen die kleinen Lichter. Ich kann mich nicht erinnern, wo ich sie hingesteckt habe. Oder habe ich sie doch am Rad vergessen? Ich renne nach draußen, in den Regen – aber dort sind sie nicht mehr. Weg. Scheiße. Wie und wo, ich weiß es nicht.
LENA KOLBOWSKI
■ Lucetta, magnetische Fahrradlichter, 25 Euro, Bezug über www.palomarweb.com
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen