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Der neue Impulsgeber

Im Augenblick des Triumphes reckte Serge Aubin die Hände nach oben und genoss den Jubel der Zuschauer. Unter der Verantwortung des 39-jährigenKanadiers waren die Hamburg Freezers am Freitag endlich zum ersten Saisonsieg in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), einem 3:1 gegen die Grizzly Adams Wolfsburg, gekommen. Keine 36 Stunden zuvor hätte sich Aubin einen solchen Lauf der Dinge nur schwer vorstellen können.

Erst am Donnerstag hatte Aubin einen Eindruck davon gewonnen, was da auf ihn zukommen könnte. Um 7.55 Uhr bot Freezers-Sportdirektor Stéphane Richer ihm an, Nachfolger für den eben erst beurlaubten Benoît Laporte (54) zu werden. Aubin sagte zu. Es blieben ihm in der Vorbereitung auf die Partie gegen Wolfsburg 35 Stunden und 35 Minuten. Anders als noch vor einem Jahr, als die Freezers auch einen verpatzten Start hingelegt hatten, wollte die Klubführung nicht ein weiteres Mal auf Laporte setzen. Die Art und Weise, wie die Spiele verloren gegangen waren, seien der Grund für diesen Schritt gewesen. Der Mannschaft sei die Identität abhanden gekommen, sagte Richer.

Damit setzen die Freezers jenen Trend fort, den zwei andere Klubs der Hansestadt kultiviert haben: Chefcoach schassen und den Nachfolger in den eigenen Reihen suchen. So war es vor wenigen Tagen erst auch bei den Fußballklubs HSV (Joe Zinnbauer für Mirko Slomka) und dem FC St. Pauli (Thomas Meggle für Roland Vrabec) der Fall gewesen.

Der frühere NHL-Profi Aubin hat etwas vorzuweisen, das seinem punktuell knurrigen Vorgänger Laporte immer stärker abhanden gekommen war – einen guten Draht zum Team. Von 2011 bis 2013 war Aubin Profi der Freezers, danach ein Jahr Assistenz-Coach, und nun eben Cheftrainer. Zwischen Laporte und dem Team stimmte die Chemie nicht mehr. Dissonanzen führten dazu, dass der Saisonstart mit vier Niederlagen in der DEL und zum Teil schmachvollen Niederlagen in der europäischen Champions League so derart missraten war.

Aubin dagegen, so ist aus dem Kreis des Teams zu vernehmen, spreche die Sprache der Spieler. Er könne sich sehr gut in sie hineinfühlen. Und er war klug genug, nach dem Sieg gegen Wolfsburg das Team in den Vordergrund zu stellen: „Es geht nicht um einzelne Personen. Alles Lob gebührt der Mannschaft. Die Spieler haben auch in den Spiegel geschaut“, sagte Aubin.

Von Richer war der neue Coach mit Vorschusslorbeeren bedacht worden. „Wir sind davon überzeugt, dass er der Mannschaft die richtigen Impulse geben wird und dass er zu hundert Prozent für diesen Schritt bereit ist. Er genießt unser vollstes Vertrauen“, hatte Richer gesagt. Aubin hat den Anfang gemacht.  GÖR

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