: Länger, öfter, besser
NAHVERKEHR Senat beschließt Plan für einen dichteren Takt und längere Fahrzeiten bei Bus und Bahn
Busse und Bahnen sollen nach Vorstellungen des Senats häufiger und länger fahren. Das sieht der Nahverkehrsplan 2014–2018 vor, den die rot-schwarze Landesregierung am Dienstag beschlossen hat. Hintergrund sind die steigende Einwohnerzahl Berlins und komplett neue Wohngebiete – allein nach konservativen Prognosen wächst Berlin bis 2030 um rund eine Viertelmillion Menschen.
Nach Darstellung von Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) ist bei den Bussen und Bahnen abhängig vom Verkehrsmittel eine Steigerung zwischen drei und sieben Prozent vorgesehen. Am meisten soll bei der S-Bahn hinzukommen. Müller widersprach dem Einwand, die S-Bahn bleibe doch schon beim aktuellen Stand hinter den mit dem Land Berlin vereinbarten Leistungen zurück: Das Unternehmen bringe inzwischen täglich über 500 Fahrzeuge auf die Schiene. „Das ist fast Komplettbetrieb“, sagte Müller. Für ihn ist die jetzige Lage weit entfernt von Großausfällen früherer Jahre: „Seit diesen Krisenzeiten hat sich sehr viel getan.“
Müller räumte ein, dass es in der Vergangenheit wegen eines ausgeweiteten öffentlichen Nahverkehrs, der das Land mehr Geld kosten würde, Streit zwischen ihm und Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) gab. Mit dem gestrigen Beschluss soll klar werden, dass der komplette Senat hinter dem Ausbau bei Bus und Bahn steht. Das Abgeordnetenhaus hat für 2014 bereits vier Millionen Euro zusätzlich bewilligt, für das kommende Jahr 7,5 Millionen. 20 Millionen sollen es 2018 sein.
Den größten Handlungsbedarf sieht Müllers Senatsverwaltung im Bezirk Pankow. Dort wächst einer Prognose zufolge die Bevölkerung bis 2030 um über 16 Prozent, doppelt so stark wie im Bezirk mit dem zweitgrößten Wachstum, Friedrichshain-Kreuzberg. Rückgang oder Stagnation erwarten die Planer in keinem Bezirk. In Pankow sind Verbesserungen auf den Trambahnlinien M1, 12 und 50 vorgesehen. Müller schränkte allerdings ein, dass hier wie auch bei einem häufigeren 4-Minuten-Takt bei der U-Bahn weiterer Ausbau von noch zu kaufenden Fahrzeugen abhänge.
Im Ergebnis soll sich der Anteil des öffentlichen Personen-Nahverkehrs bis 2025 von derzeit 27 auf 29 Prozent erhöhen. Dass dieses Ziel bescheiden sei, empfand Müller nicht: man müsse ja wegen der wachsenden Stadt ohnehin schon mehr Menschen versorgen und darum sei die angestrebte Steigerung keine geringe. „Und wir wollen uns ja auch in den Bereichen Rad- und Fußverkehr steigern“, sagte der Senator. Derzeit erledigen Berlinerinnen und Berliner 25 Prozent ihrer Wege mit Pkws, 28 Prozent zu Fuß, 18 Prozent mit dem Fahrrad und 27 Prozent mit Bus, Bahn oder Tram. STEFAN ALBERTI
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen