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Geld allein rettet das Klima nichtKOMMENTAR VON NICK REIMER

Eine der Grundrechenarten der Ökonomen nennt sich Kosten-Nutzen-Rechnung. Und die Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung haben gestern eine solche zum Klimawandel in Deutschland vorgestellt. Zentrale Botschaft: Der Klimawandel wird Deutschland in den nächsten 43 Jahren 0,5 Prozent des Bruttosozialprodukts kosten – und zwar jährlich. Würde die Bundesrepublik andererseits nur 0,1 Prozent ihres Bruttosozialprodukts in Klimaschutzmaßnahmen investieren, ließen sich die Folgen noch mindern.

Die Maßnahmen wären nicht einmal teuer: Flugbenzin zu besteuern kostet genauso wenig wie ein Tempolimit auf den Autobahnen. In ein Verbot von CO2-Dreckschleudern muss man keinen einzigen Euro investieren – völlig egal, ob mit „Dreckschleuder“ nun ein Braunkohlekraftwerk, ein VW Cayenne oder Wintersporthallen gemeint sind, die im Sommer Spaß bieten. Einen effektiven Kohlendioxidhandel zu organisieren – dem Klimamüll also endlich einen adäquaten Preis zu geben –, bedarf keiner intensiven Finanzierung. Und jede Kosten-Nutzen-Analyse eines Bauherren kommt zu dem Ergebnis: Wer sein Haus gut dämmt, bekommt am Ende noch etwas raus.

Das DIW weist den falschen Pfad: Vermitteln die Ökonomen doch den Glauben, dass Investitionen von ein paar Milliarden Euro in Windräder oder in Effizienzsysteme das Problem aus der Welt schaffen würden. Natürlich muss es deutlich mehr Forschungsgelder für Energie-Alternativen geben. Natürlich ist eine Marktoffensive für erneuerbare Energien hilfreich. Und natürlich kann ein Förderprogramm Bauherren animieren, klimaschonende Alternativen zu beachten. Wirklich retten kann das das Klima aber nicht. Das kann nur ein radikaler Lebenswandel. Der lässt sich aber nur durch einen radikalen Politikwechsel einleiten. Dieser aber ist nirgendwo in Sicht. Wenn sich am Wochenende in Potsdam die Umweltminister der G-8-Staaten mit den fünf wichtigsten Schwellenländern treffen, wird am Ende allenfalls eine laue Absichtserklärung herauskommen. Die wird dann auch noch von den Wirtschaftsministern weichgekocht. Das ist ein Problem. Das andere: Die Wähler lassen das zu.

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