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Ein Sommer im Beton

Ein leer stehendes Hochhaus am Rande Bremens, das auf den Abriss wartet, sucht ZwischennutzerInnen. Sie sollen Ideen für eine Neuinterpretation des Raums mitbringen und Lust auf eine Ziege auf der Dachterrasse haben

In Bremen Tenever veranschaulichen gigantische Betonklötze mit Hunderten von verlassenen Wohnungen das Dilemma einer sozialen Stadtplanung, die nie so recht aufging. Nummer 46-52 steht mittendrin und kurz vor dem Abriss. Aber bevor im Herbst die Mauern fallen, sollen sie noch einmal bemalt, belichtet, belebt werden. Im August wird der entmietete Block zum „Sproutbau“ – einem „Sprössling“ für neue, nachhaltige Wohnutopien.

Einen Monat lang können hier Künstler, Handwerker und andere Visionäre ihre Vorstellungen von genutztem Raum ausleben und austauschen. Dafür stehen insgesamt 110 verlassene Wohnungen als Experimentierfeld zur Verfügung. Es wird unter anderem Installationen, morgendliche „Soap Operas“ aus dem Lautsprecher und eine Ziege auf dem Dach geben. Die Block-WG ist international: Ein Este will Wände bemalen, eine Finnin organisiert die Volksküche und ein Bremer Landwirt wird den dazugehörigen Garten bestellen. Wer noch einziehen und mitspinnen möchte, kann sich bis zum 24. Juni auf der Homepage www.sproutbau.de informieren und bewerben.

Die Idee des „Sproutbaus“ stammt von der freien Künstlerin Christina Vogelsang, die sich bereits im letzten Jahr mit dem von den Bewohnern Tenevers gestalteten Kunstevent Teneverparadies vor Ort engagierte. Zusammen mit Olaf Clausing, Michael Ziehl, Valentin Werner, Annika Schmeding und dem „Autonomen Architektur Atelier“ bildet sie das „Team N.“, das in einer der leer stehenden Wohnungen bereits sein Büro aufgeschlagen hat. Hier laufen die Fäden für die Organisation des Projekts zusammen. Die Gewoba hat das Gebäude bereitwillig zur Verfügung gestellt.

Nummer 46-52 ist nicht der erste Block sein, der im Zuge des Teneveraner Rückbaus abgerissen wird. Aber er verabschiedet sich mit einem großen Finale. Vom 31. August bis 1. September sollen in einer „Betonale“ die Ergebnisse des Gesamtprojekts vorgestellt und gefeiert werden.

Doro Ahlemeier

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