der rechte rand: Nazis verankern sich
Partys gehören bei den Neonazis in Dithmarschen zum festen Programm. Aufnahmen, die aus Diskotheken stammen, offenbaren das subkulturelle Profil: Bierselig schaut ein Kamerad von einem Foto. Vermummt zeigt auf einer Fotografie ein Mann den Hitler-Gruß. In dem schleswig-holsteinischen Kreis Steinburg feiern sie aber nicht nur: Die rechten Straftaten sind besorgniserregend gestiegen, sagt Frank Juckols, Kriminalhauptkommissar aus Itzehoe.
Im Jahr 2006 wuchsen die Taten von 19 auf 40 registrierte Fälle an. Im selben Jahr schafften es die Rechten auch, ihre Differenzen zu überwinden. Die „Nationale Aktionsfront Dithmarschen“ entstand. Programmatisch bemühen sich Jan Ole K. und Lars B. in der Gruppe „linken Style“ mit völkischen Visionen zu verbinden.
Vor Monaten warnte bereits Innenminister Ralf Stegner (SPD) vor der weiteren Verankerung in den Gemeinden. In Neufeld, nicht weit von Itzehoe, schritten die Behörden ein: Am 5. Mai lösten sie ein Konzert in dem Neonazizentrum „Zur Börse“ mit 200 Fans auf. Wegen fehlenden Genehmigungen untersagte der Kreis jeden Betrieb. Auch „Zog Sux“ spielten dort. Bandmitglied Lars Hildebrandt lebt in Itzehoe. Einen Proberaum unterhält die Szene in der Itzehoer Sauerkrautfabrik.
Im nahen Lägerdörf besteht der Laden „Böhm Streetwear“. Rechte fahren gern zu Ragna Böhm. Können sie in seinem Laden doch die beliebten Marken gleich mal anprobieren, statt sie über Versandhäuser zu beziehen. Der Laden dient offensichtlich auch als Neckermann- und Hermes-Bezugsstelle. „Dem gehen wir nach“, sagt ein Sprecher von Neckermann. Nicht weit, in Steinburg, kehrt die NPD um den Bezirkschef Ingo Stawitz indes oft in ein Hotel ein.
Wegen der Nazi-Aktivitäten bildete sich nun ein Bündnis gegen Rechts. Am Freitag stellen sie in Itzehoe im Kaffee Schwarz ihre Kampagne vor.
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