: Korrigierter Korrektor
Er kultiviert ein Image als Obercooler, der sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen lässt. Aber wenn es drauf ankommt, ist der schweigsame Blaise Compaoré knallhart. Er hatte kein Problem damit, den in ganz Afrika verehrten Thomas Sankara umzubringen, der 1983 aus den schläfrigen Obervolta das selbstbewusste „Burkina Faso“ gemacht und die Emanzipation Afrikas gepredigt hatte. Nie ist restlos geklärt worden, welche Rolle Compaoré beim Putsch gegen seinen Freund und Vorgesetzten Sankara am 15. Oktober 1987 spielte. Aber seitdem hat er Burkina Faso als Präsident regiert.
Geboren 1951 und in Marokko militärisch ausgebildet, war Compaoré immer Karrieresoldat gewesen. Anders als Sankara hing er keinen revolutionären Idealen nach, sondern regierte pragmatisch und ergebnisorientiert. Mit unzähligen kleinen Staudämmen und einer Diversifizierung der Landwirtschaft sorgte er dafür, dass Burkina Faso nicht mehr das Armenhaus der Region war. Später machte er mit dem Ausbau der Hauptstadt Ouagadougou Burkina Faso zu einer afrikanischen Kulturmetropole und auch für Touristen und Investoren attraktiv. Er mauserte sich vom Soldaten zum Zivilisten, ließ sich viermal wählen und führte eine Mehrparteiendemokratie ein, die ihm allerdings nie gefährlich wurde.
Besonders erfolgreich war seine Außenpolitik, die gleichermaßen eng mit Frankreich und mit Gaddafis Libyen abgestimmt war. Er nahm westafrikanische Rebellen auf, aber auch französische Spezialkräfte; er unterstützte Warlords und betätigte sich als Friedensvermittler. Compaoré löscht mit großer Professionalität Feuer, deren Entstehungsgeschichte er kennt.
Jetzt hat ihn seine Putschparole von 1987, wonach er lediglich eine „Korrektur“ der Revolution vornehme, eingeholt: Das burkinische Volk selbst nimmt eine „Korrektur“ vor. DOMINIC JOHNSON
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen