: Der Quito-Appell
Fünf Schwellenländer wollen mit der G 8 über den Schutz des Klimas diskutieren. Ecuador bietet Dschungel statt Öl
Wieder um den Klimawandel soll es beim heutigen 90-Minuten-Treffen der G-8-Staats- und Regierungschefs mit ihren Kollegen aus China, Indien, Südafrika, Brasilien und Mexiko gehen. Über BBC hat Luiz Inácio Lula da Silva bereits einen Vorstoß angekündigt: „Um Waldzerstörung zu vermeiden, müssen die reichen Länder die armen Länder bezahlen“, sagte der brasilianische Präsident. Nur so könne der Süden „sauberen Entwicklungsmodellen“ folgen.
Der innovativste Vorschlag dazu kommt aus Ecuador. Die Regierung möchte auf die Ausbeutung von Erdölfeldern im Amazonasbecken verzichten und dafür einen finanziellen Ausgleich von der internationalen Gemeinschaft erhalten. Am Dienstag hatte der linke Präsident Rafael Correa eine entsprechende Kampagne zur Rettung des 1.900 Quadratkilometer großen Ishpingo-Tambococha-Tiputini-Gebiets gestartet. Es gehört zum Biosphärenreservat Yasuní-Nationalpark. Dort sollen rund eine Milliarde Barrel Rohöl lagern.
In Deutschland unterstützen die Grünen das Projekt. Ihre entwicklungspolitische Sprecherin Ute Koczy fordert, die Idee auf dem G-8-Gipfel zu diskutieren.
Aufgebracht hat sie Ecuadors Erdölminister Alberto Acosta (siehe taz-Titel „Dschungel statt Öl“ vom 4. 5. 07). „Das wäre der Einstieg in ein Post-Erdöl-Zeitalter“, sagte Acosta der taz. „Wir müssen die Logik unseres Entwicklungsweges verändern.“
Ecuador braucht Geld für Investitionen im lange vernachlässigten Bildungs- und Gesundheitswesen. Correas erste Option ist, das Öl in der Erde zu lassen. Aber wenn die 350 Millionen Dollar innerhalb eines Jahres nicht aufgebracht werden, will er die Förderung aufnehmen lassen. Konzerne aus Brasilien, Chile und China bemühen sich schon jetzt um eine Konzession.
„Das ist kein Erpressungsversuch“, so Acosta. „Doch wir müssen diskutieren, wie wir verantwortungsvoll mit unseren Ressourcen umgehen – lokal, national und global.“
Ecuador bezieht einen Großteil seiner Deviseneinkünfte aus dem Erdölexport. Durch die Förderung in den letzten Jahrzehnten wurden große Teile des Amazonasgebietes verwüstet, ohne dass sich die soziale Lage der Bewohner verbessert hätte. „Dort ist die Regierungsinitiative begeistert aufgenommen worden“, weiß Alberto Acosta, der auf Schützenhilfe aus der Nachbarschaft hofft: „Es wäre sehr interessant, wenn Lula dazu etwas sagen würde.“ GERHARD DILGER
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