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Die neueste Waffe der Attentäter ist ein Auto

ISRAEL Angesichts palästinensischer Gewalt wird schon von einer dritten Intifada gesprochen

AUS JERUSALEM SUSANNE KNAUL

Nach zwei neuen Anschlägen droht die Gewalt in Jerusalem weiter zu eskalieren. Ein israelischer Grenzpolizist starb und 17 Israelis wurden verletzt, als zwei voneinander unabhängige Angreifer am Mittwoch ihre Autos in Menschengruppen steuerten.

In Jerusalem überwältigten Sicherheitsleute den palästinensischen Autofahrer Ibrahim al Akri, der mit einer Eisenstange bewaffnet noch weitere Menschen angriff, bevor er erschossen wurde. Bei dem zweiten Anschlag im Westjordanland konnte der Fahrer flüchten, nachdem er drei Soldaten an einer Straßenkontrolle zum Teil schwer verletzte. Der Mann, den die Polizei als Himam Masalmeh identifizierte, stellte sich am Donnerstag freiwillig. Für den Anschlag in Jerusalem übernahm die Hamas die Verantwortung. Die Islamisten priesen al Akri als „Märtyrer“ und lobten seine „heroische Operation“, die Konsequenz der „zionistischen Angriffe“ sei.

„Die Intifada ist schon hier“, schriebt der politische Analyst Ron Ben-Yishai diese Woche in der Zeitung Yediot Achronot. Der aktuelle Protest trägt die Züge der ersten Intifada Ende der 80er Jahre, als junge Palästinenser mit Steinen und Molotowcocktails gegen die Besatzung kämpften. Neu ist die Mordwaffe Auto. Immer öfter rasen Einzeltäter mit ihren Pkws in Menschengruppen, oft in Jerusalem, der erklärten Hauptstadt beider Völker. Meist haben die Täter Verbindungen zur Hamas oder anderen Widerstandsgruppen, wobei diese Methode keine aufwändige Planung oder Logistik erfordert wie die Sprengstoffattentate während der zweiten Intifada. Schon twittern Palästinenser Fotomontagen, auf denen das Gaspedal durch ein Gewehrmagazin ersetzt ist, oder auf denen vor dem Hintergrund der Al-Aksa-Moschee ein Soldat an der Kühlerhaube eines Autos klebt.

Hauptgrund für die neue Gewaltwelle ist der Streit um den Tempelberg, auf den sich die Auseinandersetzungen in Jerusalem konzentrieren. Eine Gruppe ultranationaler Juden drängt darauf, die Verwaltung, die derzeit der WAKF (Stiftung des Islamischen Rechts) und in letzter Instanz dem jordanischen König untersteht, unter jüdische Kontrolle zu stellen. Jehuda Glick, der Ende Oktober nur knapp einem palästinensischen Mordanschlag entkam, gehört zu den Rädelsführern der Tempelberg-Aktivisten.

Regierungschef Benjamin Netanjahu betonte in der Nacht zum Donnerstag, dass es „keine Veränderungen des Status quo auf dem Tempelberg geben wird“. Die palästinensischen Muslime lehnen das Gebetsrecht für Juden an den beiden Religionen heiligen Stätten sowie die begrenzten Zugangsrechte ab, vor allem die für muslimische Männer unter 50 Jahren. Aus Protest gegen die unverhältnismäßige Polizeigewalt an der Gebetsstätte zog Jordanien seinen Botschafter aus Tel Aviv ab.

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