: Tote in den Garten?
STREIT In Deutschland müssen Verstorbene auf den Friedhof. Bremen ändert das ab Januar als erstes Bundesland – dann darf die Asche Toter auch anderswo verstreut werden. Dahinter steht die Frage, ob Trauer einen öffentlichen Ort braucht
Die Streitfrage wird vorab online gestellt.
Immer ab Dienstagmittag. Wir wählen eine interessante Antwort aus und drucken sie dann in der taz.am wochenende.
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Redaktion: S. Esmailzadeh, F. Grillmeier, L. Backes
Fotos: mauritius images/Westend61 (groß); dpa; SPD Bremen; privat (3)
Hermien Stellmacher
Friedhöfe sind sehr inspirierend – gerade in südlichen Ländern schaue ich mir gern Bilder Verstorbener an und denke über sie nach. Aber für mich eignen sie sich nicht zum Trauern. Menschen sollten den Ort, an dem sie trauern – ob Friedhof oder eigenes Grundstück – selbst bestimmen können.
Hermien Stellmacher, 55, ist Kinderbuchautorin und beschreibt in „Nie mehr Oma-Lina-Tag?“, was passiert, wenn ein Mensch stirbt
Nadarajah Thiagarajah
Im Hinduismus, vor allem in Sri Lanka und Indien, werden die Toten auf Holzplatten verbrannt. Die Urne steht 30 Tage in der Wohnung, dann wird die Asche verstreut. In Deutschland werden unsere Toten in Krematorien verbrannt, die Asche wird ins Meer gestreut. Ich finde die Regelungen für Bestattungen hier gut, weil sie Umweltaspekte wichtiger nehmen.
Nadarajah Thiagarajah, 67, ist Sprecher im Murugan-Tempel in Berlin. Dort wird der Gott Sri Mayurapathy Murugan verehrt
Arno Gottschalk
Was hat Vorrang? Dass der Einzelne über seinen Körper entscheiden kann, auch über den Tod hinaus? Oder dass Hinterbliebene mit dem Friedhof einen zugänglichen Ort zum Trauern haben? Die Koalition in Bremen fand für das neue Gesetz den Wunsch des Einzelnen entscheidend – wenn er ihn zu Lebzeiten selbst geäußert hat.
Arno Gottschalk, 58, sitzt in der SPD-Fraktion der Bremer Bürgerschaft und ist dort Sprecher für Umwelt und Energie
Rainer Maria Kardinal Woelki
Der Tod gehört zum Leben, und der Verstorbene ist Teil seiner Familie, der Gesellschaft, der Kirche. Er gehört nicht den Angehörigen allein. Das würde die Toten und den Tod öffentlich noch mehr verdrängen – schlecht für uns alle. Deshalb muss es einen öffentlichen Ort geben, an dem Menschen trauern und sich an die konkreten Verstorbenen erinnern können.
Rainer Maria Kardinal Woelki, 58, ist Erzbischof von Köln. Dort darf die Asche von Verstorbenen ausschließlich auf dem Friedhof verstreut werden
Marisa Paramonow
Wenn es keine Friedhöfe mehr gibt, wo trauern dann Menschen, die nicht zum engen Familienkreis gehören – entfernte Freunde, Expartner oder ehemalige geheime Affären?
Marisa Paramonow, 31, ist taz-Leserin aus Berlin und hat die Streitfrage per E-Mail kommentiert
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