: Kontrolliert Luft ablassen
Chinas Boom schürt die Sorgen über eine neue Finanzblase. Der Staat hat aber die Geldmärkte nicht aus der Hand gegeben. Das könnte eine weitere Asienkrise verhindern
BERLIN taz ■ Jahrelang herrschte jetzt Ruhe auf den internationalen Finanzmärkten. Schwellenländer, vor allem die berühmten BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China), sind bei Investoren wieder äußerst beliebt. Doch waren es nicht auch starke Kapitalzuflüsse, die vor zehn Jahren der Asienkrise vorausgegangen waren?
Im April warnte dann auch der Internationale Währungsfonds (IWF) vor gestiegenen Risiken auf den Finanzmärkten unter anderem wegen der sehr hohen Kapitalflüsse in Schwellenländern. Und auch über eine Blase in China, die nach jahrelangen zweistelligen Wachstumsraten bald platzen könnte, machen sich Experten sorgen.
Die Regierung in Peking hat das erkannt und versucht nun kontrolliert Luft aus dem Markt zu lassen. So führte sie eine Steuer auf Börsengeschäfte ein, sie reduzierte die Geldmenge im Land, indem sie Staatsanleihen ausgibt und so Geld bindet, und sie plant eine Steuerbegünstigung von Anlagen in festverzinslichen Anleihen statt in Aktien. All dies führte prompt zum Einknicken der Aktienkurse.
„Wenn die Blase platzt, wird der Schmerz groß sein“, warnt die Zeitung China Daily. Doch den Schmerz spüren werden vor allem Millionen chinesische Bauern, Arbeiter und Studenten, die ihre Ersparnisse zunehmend an der Börse anlegen. Ausländischen Investoren dagegen steht ohnehin nur ein kleiner Teil des chinesischen Aktienmarkts offen, von dem wiederum nur ein Drittel überhaupt frei gehandelt wird. Anders als damalige Krisenländer wie Thailand oder Indonesien hat China seine Finanzmärkte bis heute nicht liberalisiert. Ein plötzlicher und dramatischer Abfluss ausländischen Kapitals, wie damals während der Asienkrise, stellt für China keine ernste Bedrohung dar.
Überdies hat China wie andere damalige Krisenländer die Lehre aus der Asienkrise gezogen, sich nicht vom IWF abhängig zu machen. Währungsreserven von 3,1 Billionen US-Dollar haben sich die Staaten der Region inzwischen zugelegt. Allein China verfügt über ein Finanzpolster von rund 1,2 Billionen Dollar – weit mehr als die Auslandsverschuldung von insgesamt gut 300 Milliarden Dollar. Einen Teil ihrer Reserven haben die „Asean plus 3“-Länder Anfang Mai nun zur Krisenabwehr gepoolt. Sollte es also tatsächlich zu einer erneuten Finanzkrise kommt – eine Asienkrise wird es wohl nicht sein. NICOLA LIEBERT
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