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Signal zur Zukunft

Zitterpartie für Ku’damm-Bühnen

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Man wünscht sich mittlerweile selbst als Zeitungsmann, für den bad news immer auch good news ist, dass die ewigen Zitterpartien am Kurfürstendamm ein Ende haben. Aber nein. Nach dem jahrelangen Gezänk um Verkäufe, Abriss, Räumung und Duldung sowie die Pläne für den Neubau der Theater, nach Bürgerbegehren und Investorengedrohe geht der Kampf der Boulevardbühnen ums Überleben weiter. Findet sich keine Ersatzspielstätte, ist Schluss mit lustig. Wieder mal.

Sicher, man hätte die Zeichen in Sachen Ausweichquartier eher erkennen und vorsorgen können. Doch weil das private Theater und die Politik lange im Clinch lagen, statt Verantwortung zu übernehmen, wurde wichtige Zeit verspielt. Dass der Regierende Bürgermeister seine Hilfe anbietet, Standorte für einen Zeltbau zu finden, ist gut, ja unerlässlich – und eine moralische Verpflichtung: Denn er war es, der gegenüber dem Eigentümer des Ku’damm-Karrees darauf verzichtete, den Bestand der beiden Bühnen zu sichern.

Der Investor muss ran

Ins Suchboot muss jetzt auch Ballymore. Ehrgeizig hat der irische Investor seine Pläne vor Ort verfolgt. Jetzt, wo er seine Interessen weitgehend durchsetzen konnte und die Genehmigung für den Neubau samt einem Theatersaal vor der Tür steht, ist dessen finanzielles Engagement für eine temporäre Spielstätte gefragt. Das wäre nicht nur eine bedeutsame Hilfe, sondern – nach all den Konflikten – zugleich ein kluges Signal an das Theater, seine Besucher und an die Berliner Kulturpolitik. „Wir wollen, dass das Haus eine Zukunft hat“, wäre die Botschaft. Diesen Ehrgeiz sollte Ballymore aufbringen.

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