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Mit Mutters Hilfe

GEBURTSTAG Das Knust wird 35 Jahre alt. In der Szene genießt es hohe Glaubwürdigkeit, weil im Knust nach wie vor auch unbekanntere Bands zum Zug kommen. Zur Geburtstagsparty gibt‘s Freibier und Gratismusik

Legendär sind die beiden Konzerte der Band R.E.M. vor einer Handvoll Zuschauer

VON ADRIAN MEYER

„I hope I die before I get old“ singen The Who auch heute noch, mit weit über 60 Jahren. Da scheint es irgendwie unsexy, sein 35-jähriges Bestehen im Musikbusiness zu feiern. Für einen Musikklub ist ein solches Alter aber eine beachtliche Leistung. Klubs kommen und gehen: Einige werden zu Legenden, viele verschwinden aus dem durchsiebten Gedächtnis der Nachtschwärmer.

Das Knust jedoch zählt mit seinen 35 Jahren zu den respektierten Senioren der Hamburger Liveklubs – und hat doch nichts von der Wildheit seiner jungen Jahre verloren: „Mit jedem Konzert wird die eigene Lebenserwartung ein Stückchen kleiner“, schmunzelt Karsten Schölermann. Seit 2003 führt er den Klub zusammen mit Norbert Roep. Damals zog das Knust in die alte Rinderschlachthalle am Neuen Kamp um. Ab 1976 war es 27 Jahre in einem ehemaligen Jazzkeller an der Brandstwiete einquartiert, bevor es einem Neubau weichen musste.

Legendär sind die beiden Konzerte der Alternativerocker R.E.M.: 1984 spielten sie während ihrer ersten Europatournee im Knust vor nicht mehr als einer Hand voll Zuschauer – lange, bevor sie zu Superstars wurden.

Noch immer ist das Knust eine Anlaufstelle für unbekanntere Bands. Doch was den Klub in der Hamburger Szene einzigartig macht, ist seine Fußballaffinität. Das Knust pflegt eine enge Beziehung zum FC St. Pauli. Jedes Spiel wird live übertragen, wobei sich der Innenhof vor dem Knust nicht selten in eine Public-Viewing-Zone verwandelt.

Trotz eines gefüllten Kalenders finanziert sich der Konzertbetrieb nicht selbst. „Wir gehen bei über 50 Prozent der Auftritte ins Risiko“, sagt Schölermann. Der Getränkeverkauf an der Bar muss es richten. Hier dankt Schölermann den Fans des FC St.Pauli, die bei Live-Übertragungen ihr Bier bewusst im Knust konsumieren und nicht beim Kiosk. „Wir genießen eine hohe Glaubwürdigkeit“, sagt Schölermann. Die Paulianer wüssten, dass ihr Geld für Kultur eingesetzt wird, welche auch über den kommerziellen Aspekt hinausgeht.

Sowieso braucht es den Willen zur Selbstausbeutung, um einen Musikklub wie das Knust zu betreiben: „Ohne das Erbe meiner Mutter hätte der Klub in schwierigen Zeiten nicht überlebt“, gibt Schölermann zu.

Zur Feierei schenkt das Knust am Freitag und Samstag jeweils hundert Liter Freibier aus, dazu gibt es gratis Musik von „Horst With No Name“, „Grillmaster Flesh“, „Maike Rosa Vogel“, „Spring Leads You Home Tonight“ und weiteren Bands. Freibieranstich ist am Freitag um 16.30 Uhr, am Samstag um 18.00.

■ Fr, 5. 8. ab 16:30 Uhr, Sa, 6. 8 ab 18 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30

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