piwik no script img

Neue Fassade gegen schlechte Stimmung

ZIEGENMARKT Nach einem Fassaden-Wettbewerb und Gesprächen zwischen dem Bauherr und AnwohnerInnen glätten sich die Wogen um den Neubau am zentralen Platz im Steintor-Viertel

„Frühjahr 2012“ steht auf einem großen roten Aufkleber auf dem Schild an der Baustelle am Ziegenmarkt. Das scheint über eine monatelanger Verzögerung bei der Fertigstellung des Gebäudes zu informieren, denn geplant war, dass der Rewe-Markt am 31. August wieder öffnet. Doch der Aufkleber stammt überhaupt nicht vom ausführenden Architekturbüro Micheli: Anscheinend gibt es nach wie vor Widersacher des Bauprojektes.

Dabei sind seit Baubeginn die Bürgerinititative „Ziegenmarkt 21“ (BI) und der Bauherr aufeinander zugegangen. Zwar verzögere sich der Bau des fünfstöckigen Wohn- und Geschäftshauses, so Projektleiter Markus Mennerich, doch nur um ein paar Wochen. „Der Abriss des vorherigen Gebäudes war schwieriger als wir dachten, eine massive Stahlbeton-Konstruktion“, so Mennerich. Vor allem aber die Einplanung einer neuen Fassade hätte Zeit gekostet. Das Architekturbüro Micheli hatte sich auf einen Fassaden-Wettbewerb eingelassen, der von der Bürgerinitiative angeschoben wurde. Eine Jury hatte Anfang Juni aus mehreren Entwürfen lokaler Architekten und Künstler den Fassaden-Entwurf der Architektengruppe OMP ausgewählt. „Das wir mit dem Bürgerprotest so weit kommen würden, hätte ich nicht gedacht“, so Wolfgang Weiß, der für die BI selbst an der Entscheidung beteiligt war.

Auch mit dem anliegenden Jugendfreizeitheim in der Friesenstraße versucht sich das Architekturbüro zu einigen. Die Mieter des neuen Gebäudes sollen davon in Kenntnis gesetzt werden, „dass nebenan mehr Lärm herrsche, als gesetzlich erlaubt ist“, sagte Mennerich. Zusätzlich plane sein Büro, im Erd- und Untergeschoss der „Friese“ weiteren Lärmschutz zu spendieren und Dämmplatten in die Fenster einzusetzen. Mit einem meterlangen Transparent an der „Friese“ macht das Jugendfreizeitheim auf die zahlreichen Bands und Konzerte aufmerksam. Das, so Mennerich, sei schon eine Provokation.

Warum die Bemühungen seines Büros so wenig goutiert werden, kann der Bauprojektleiter nicht verstehen. „Investoren, Bauamt und Architekten haben alle mitgespielt und sind ein großes Risiko eingegangen. Das hätte auch anders laufen können.“ Dass private Investoren an anderer Stelle sich noch einmal auf eine derartige Bürgerbeteiligung einlassen, hält Mennerich für unwahrscheinlich. JPB

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen