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höchste zeitEin Dorf macht den Vorreiter

Im Grunde müsste es eine Selbstverständlichkeit sein: Dass Verkehrsteilnehmer Rücksicht aufeinander zu nehmen haben, ist sogar Gesetz – Paragraf eins, Absatz eins der Straßenverkehrsordnung. Und auch, dass Verkehrsschilder in einem uniformierten Raum die notwendige Aufmerksamkeit betäuben, ist keine krude These eines abgedrifteten Verkehrsphilosophen. Sondern durch Hans Mondermans umgesetzte Shared Space-Projekte bewiesen. Ex negativo: Dort, wo die Orte wieder nach Gemeinwesen aussehen, und nicht mehr nur wie Durchfahrtsstraßen, sinken die Unfallzahlen. Statt die Schilder den Verkehr regeln zu lassen, treffen Fahrer dort Fahrentscheidungen.

KOMMENTAR VON BENNO SCHIRRMEISTER

Dieses Modell ist in mehreren Städten in den Niederlanden erprobt, es funktioniert auch in London. Nur in Deutschland ist man sehr zaghaft, es zu importieren: Die Schilder, oft verteufelt, gehören irgendwie zur nationalen Folklore.

Dass sich das niedersächsische Städtchen Bohmte dazu durchgerungen hat, den Vorreiter zu spielen, kann man deshalb kaum genug loben. Und die Gemeinde darf sich darüber freuen, dass Hamburgs Verkehrsplaner jetzt die Entwicklung im Osnabrücker Land verfolgen müssen. Die Provinz, die sich etwas traut, kann also doch noch großen selbstbewussten Städten etwas beibringen.

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