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Der Olympia-Mann

Zum Hoffnungsträger wird man in Hamburg schnell – zumindest als Sportler. Als der gebürtige Reutlinger Ole Bischof im Sommer 2012 mit der MS Deutschland in der Hafencity anlegte, wird er keinen Gedanken daran verschwendet haben, dass er zwei Jahre später als Pfund für die Olympiabewerbung dieser Stadt gehandelt werden würde.

Bischof kehrte damals mit der Deutschen Olympiamannschaft aus London heim, wo er die Silbermedaille im Judo gewonnen hatte. Danach beendete er noch schnell sein Volkswirtschaftsstudium in Köln und kehrte wenig später als Mitarbeiter einer großen Unternehmensberatungsfirma nach Hamburg zurück.

Seit gestern nun ist er neben seinem Job ehrenamtlicher Vizepräsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für den Bereich Leistungssport. Er wird ein gewichtiges Wort darüber mitreden, ob Deutschland mit Hamburg oder Berlin ins Rennen um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 zieht.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann soll zwar erst vor ein paar Wochen anlässlich eines Vortags über Sportförderung auf die Idee gekommen sein, die Funktionärsriege mit dem eloquenten Olympiasieger von 2008 zu verstärken, naheliegend war sie auf jeden Fall. Kaum ein Athlet gab im letzten Jahrzehnt einer Sportart so das Gesicht wie Ole Bischof dem Judo – das obendrein zu den klassischenolympischen Disziplinen zählt, die nur alle vier Jahre im Licht der Öffentlichkeit stehen.

Kaum jemand sagt so schöne Sätze über das, was Romantiker für den olympischen Geist halten: „Judo ist eine edle Sportart in der Tradition der Samurai. Es wird richtig hart gegeneinander gekämpft, aber ich muss mich immer auf meinen Partner verlassen können. Und er sich auf mich. Wir müssen immer die Grenzen einhalten, sonst steht am Schluss einer alleine da.“

Auf der anderen Seite war Bischof immer klug genug, Sportsgeist und Geschäftssinn zu verbinden. Auch im Denken, wenn er etwa die Judomatte mit dem Börsenparkett verglich: „Auf beiden geht es um Effizienz. Also darum, keine unnötigen Bewegungen zu machen und immer den besten Hebel zu suchen.“

Die richtigen Hebel sind auch gefragt, wenn es darum geht, die Mittel für die Sportförderung effizient einzusetzen. Bischof hat die Kernfrage der Zukunft so definiert: „Wollen wir Medaillen aus allen Sportarten oder möglichst viele Medaillen?“

Falls er sich für die zweite Antwort entscheidet, könnte ihn das in einen Zielkonflikt bringen. Als Olympiabotschafter wäre er nicht besonders glaubhaft, wenn unter seiner Verantwortung weitere Verbände von der Förder-Matte geworfen würden.RALF LORENZEN

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